Uranmine? - Nein, danke.

In Bahia setzt sich die betroffene Bevölkerung gegen den Uranabbau zur Wehr

In Caetité im semiariden Sertão steht die größte Uranmine Lateinamerikas. Durch nahezu tägliche Sprengungen werden gigantische radioaktive Staubwolken voll strahlender Uranpartikel aus der Mine kilometerweit in die Luft gewirbelt. Hier und in den benachbarten Landkreisen, etwa 750 Kilometer von Salvador de Bahia entfernt, leben ca. 30.000 Menschen, die unmittelbar unter den Auswirkungen dieser Mine leiden. Es hat bereits mehrere schwere Unfälle gegeben. Das ohnehin knappe Grundwasser hat sich durch den hohen Wasserverbrauch der Mine weiter abgesenkt. Zwischendurch wurden neun von elf Brunnen wegen radioaktiver Verseuchung geschlossen. Auch das Regenwasser ist kontaminiert. Nicht nur Caetité, sondern 80 weitere Gemeinden ringsum sind direkt oder indirekt diesen Risiken ausgesetzt. Nicht zuletzt die Arbeitsbedingungen in der Mine sind schlimm: Die gefährlichsten und gesundheitsschädlichsten Arbeiten werden von schlechtbezahlten Leiharbeitern ausgeführt, die über keinerlei Rechte verfügen.

Vertuschung, Verharmlosung, Hohn

Über Meßwerte der radioaktiven Verseuchung wird nicht informiert, Messungen sind nicht erlaubt. Sie zählen zu den militärischen Geheimnissen im Rahmen der nationalen Sicherheit. Die Uranindustrie wie die regionalen Behörden weigern sich, Programme zur Untersuchung der Gesundheit der Betroffenen aufzulegen. Die Aufsichtsbehörde der staatlichen Mine ist gleichzeitig ihr Besitzer, der teilstaatliche Atomkonzern „Indústrias Nucleares do Brasil“ (INB). Die Sorgen und Nöte der in ihrer Existenz bedrohten Kleinbauern werden ignoriert. Die Articulação Antinuclear Brasileira (AAB), in der sämtliche brasilianische AKW-GegnerInnen zusammengeschlossen sind, verurteilt diese Geheimhaltungs- und Vertuschungspolitik aufs Schärfste. Padre Osvaldinho Barbosa, der die örtliche katholische Gemeinde von Caetité leitet, drückt es so aus: „Sie haben auf alles eine Antwort, und meistens sind es Lügen.“

Seit 2000 fördert INB nach Angaben von regionalen Umweltgruppen im Jahresdurchschnitt ca. 400 Tonnen Yellow-Cake für die Herstellung von nuklearen Brennstäben. Unverhohlen sprechen Militärs von der Notwendigkeit, U-Boote atomar zu bewaffnen, um offshore-Ölfunde zu sichern. Zu den geostrategischen Ambitionen der brasilianischen Regierung gehört daher auch der Plan, die Uranförderung in Bahia zu verdoppeln. Die Erwartungen waren groß, als in Caetité die Mine eröffnet wurde. Die in weiten Teilen verarmten Nordestinos wollten dem Versprechen von Arbeit und Wohlstand Glauben schenken: In ihrer von Dürre geplagten Region die Entwicklung des „modernen und sauberen“ Energiekonzepts der Zukunft! Bekanntlich kam es anders. 2011 brachen die Betroffenen endlich mit ihrer Ohnmacht: 2.000 von ihnen blockierten einen Atomtransport in Caetité. Nur mit Ihrer Hilfe kann medico dazu beitragen, die immensen Gefahren für die Gesundheit und die sozialökologische Zerstörung ans Licht zu bringen. Und die Menschen vor Ort dazu ermutigen, weiterhin Widerstand zu leisten.

 

Projektstichwort

Medico unterstützt die Umweltkommission der katholischen Gemeinde in Caetité und die Umweltbewegung Paulo Jackson in drei Bereichen: Das offizielle Schweigen soll mit Informationsblättern und öffentlichen Veranstaltungen durchbrochen werden. Brasilianische Experten werden die fehlende epidemiologische Studie über die Gesundheitsgefährdungen durch den Uranabbau auf den Weg bringen. Schließlich wird ein französischer Experte der „Commission de Recherche et d’Information Indépendantes sur la Radioactivité“ über die Nuklearschäden Schulungen geben.

Sie können den Widerstand gegen die Uranmine unterstützen. Spendenstichwort: Brasilien

 

 

Veröffentlicht am 10. Dezember 2012

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