Eine Konfrontation der deutschen Kolonialverbrechen in Vergangenheit und Gegenwart
Film- und Veranstaltungsreihe
Das grausame koloniale Erbe, das Deutschland, Namibia und die Völker der OvaHerero und Nama miteinander verbindet, ist wenig beachtet. Die Filmproduktionen von Forensis/Forensic Architecture erzählen dessen andauernde Geschichte im Film German Colonial Genocide in Namibia: Shark Island.
1893. Weithin sind die Flammen sichtbar, als deutsche Soldaten die Gemeinde des Nama-Anführers Hendrik Witboois vernichten.
1905. Ein Dampfer der Woermann-Linie erreicht Swakopmund mit Nachschub für den Krieg gegen die OvaHerero und Nama, auf deren Zwangsarbeit Eisenbahnlinien errichtet werden.
1907. Auf der Insel Shark Island wird das wohl mörderischste deutsche Konzentrationslager geschlossen. Tausende Nama und OvaHerero wurden dort getötet.
2024. Deutschland hat den Genozid nicht als solchen anerkannt. Im Süden Namibias wird indes im Interesse der deutschen Wirtschaft ein neues Energie-Megaprojekt gebaut, das die Insel ‚Shark Island‘ zu vernichten droht.
Gemeinsam mit unseren Partner:innen von Forensis/Forensic Architecture, der Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und der Ovaherero Genocide Foundation (OGF) der Ovaherero Traditional Authorities zeigen wir die filmische Rekonstruktion des deutschen Völkermords an den OvaHerero und Nama – und diskutieren die anhaltende Bedeutung deutscher Kolonialverbrechen genauso wie die andauernden Kämpfe gegen die ausbleibende Gerechtigkeit.
Termine & Programm
Kooperationspartner:innen und Sprecher:innen der Veranstaltungsreihe
NTLA und OGF
Als Verbände der Nachfahren der Überlebenden des deutschen Völkermords an den Nama und Ovaherero erheben die Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und die Ovaherero Genocide Foundation (OGF) der Ovaherero Traditional Authorities ihre Stimme hier wie dort. Sie kämpfen seit Jahrzehnten nicht nur für die vollständige Anerkennung des Völkermords und für die Reparatur der andauernden Beschädigungen durch die deutsche koloniale Herrschaft. Indem sie das fortdauernd traumatische Erbe von Enteignung, Vertreibung und Auslöschung sichtbar machen, kämpfen sie auch um ihre Geschichtsschreibung in Deutschland und Namibia selbst.
Forensic Architecture/Forensis
Das Forschungskollektiv Forensic Architecture erhält im Dezember 2024 den Alternativen Nobelpreis. Ihrer einzigartigen politischen Ästhetik gelingt es immer wieder, Menschenrechtsverbrechen in ihrer Systematik nachzuzeichnen und dabei die Betroffenen selbst hörbar zu machen.
Im heutigen Namibia haben Forensic Architecture/Forensis zentrale Orte und Ereignisse des deutschen Völkermords in nie dagewesener Detailgenauigkeit rekonstruiert. Ihre filmischen Dokumentationen kennzeichnen die kolonialen Gräueltaten und deren anhaltenden Auswirkungen genauso nach, wie die Würde und den Widerstand der Betroffenen.
Bündnis „Völkermord verjährt nicht“
Das Bündnis „Völkermord verjährt nicht“ ist ein Zusammenschluss aus politischen Organisationen und Aktivist:innen zwischen Namibia und Deutschland. Über Grenzen hinweg erinnern sie die Bundesregierung daran, dass sie den Nachfahren der Überlebenden immer noch Gerechtigkeit schuldig bleibt: Seit Jahrzehnten entzieht sich Deutschland nicht nur der vollumfänglichen Anerkennung des Völkermords, sondern weigert sich auch, mit den Nachfahren der Überlebenden in Aushandlungen um Wiedergutmachung einzutreten – obwohl diese immer noch gegen die anhaltenden Konsequenzen der deutschen kolonialen Gewaltherrschaft ankämpfen.