medico-Projekte im Irak

Seit bald 20 Jahren steht medico international den Kurdinnen und Kurden im Irak zur Seite. Auch 1988, unmittelbar nach dem Giftgasangriff des Regimes Saddam Husseins, leisteten wir Erste Hilfe. In Kampagnen und Zeitungsanzeigen forderten wir die lückenlose Aufklärung der deutschen Exporte, die dem Baath-Regime die Herstellung von Giftgas ermöglichten. Zu einer Verurteilung der deutschen Händler des Todes kam es nicht. medico jedoch wurde wegen der Lieferung des Gegengifts Atropin, das die Wirkung des Giftgases neutralisiert und Menschen das Überleben sichert, zu einer Ordnungsstrafe verurteilt: wegen Verstoßes gegen das Außenhandelsgesetz.

Nothilfe und Wiederaufbau im Nordirak nach dem letzten Golfkrieg

Während des zweiten Golfkrieges leistete medico umfangreiche Unterstützung für die 1,2 Millionen kurdischen Flüchtlinge, die vom irakischen Militär vertrieben wurden. Aus der Hilfe für die notleidende Bevölkerung ist eine entwicklungsorientierte Wiederaufbauhilfe geworden, die ein, an den Umständen gemessen, gut funktionierendes Gesundheitswesen hervorbrachte als auch die Stärkung eigenständiger kurdischer Organisationen beförderte.

Kooperation mit der Kurdish Health Foundation

medico unterstützt die Arbeit der Kurdish Health Foundation (KHF) seit deren Gründung Ende der achtziger Jahre. Die KHF, eine NGO, ist vor allem in der Gesundheitsversorgung ländlicher Regionen tätig. Ein Schwerpunkt ist dabei die Region Germian, die an der Demarkationslinie zu den Landesteilen liegt, die unter Kontrolle der irakischen Zentralregierung stehen. Die Dörfer Germians, die über keine regulären Gesundheitsposten verfügen, werden über mobile medizinische Teams versorgt. Sie sichern die medizinische Grundversorgung und helfen bei der Gesundheitserziehung und der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse. Die Teams der KHF wissen aufgrund langjähriger Erfahrung wie unter prekären Bedingungen und mit limitierten Ressourcen dem Ziel der Gesundheit für alle entsprochen werden kann.

Humanitäre Krise im Fall eines erneuten Krieges

Schon jetzt hilft die KHF bei der Versorgung von ca. 500000 irakischen Binnenflüchtlingen, die im kurdischen Norden Zuflucht gefunden haben. Im Rahmen der Möglichkeiten bereitet sich die KHF auf einen zusätzlichen Kriseneinsatz vor und baut ihre Nothilfe- und mobilen Strukturen aus. Kommt es zum Waffengang, dann könnten große Teile der irakischen Bevölkerung versuchen, in den kurdischen Teil des Irak oder ins benachbarte Ausland zu fliehen. Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Not dürfen nicht auf den Status von Objekten interventionistischer Hilfsmissionen reduziert werden. Nicht den Zugang zu den Flüchtlingen sollten Hilfsorganisationen fordern, sondern dass Flüchtlinge den Zugang zu ihren Rechten erhalten. Diese sind beispielsweise in der UN-Flüchtlingskonvention festgelegt, die allen, die von Kriegen bedroht sind, das Recht auf Flucht einräumt. Die Türkei aber hat bereits ihre Grenzen hermetisch abgeriegelt und obendrein im Nord-Irak einen militärischen Sicherheitsstreifen eingerichtet. Minenfelder verhindern die Flucht in den Iran. Und auch Deutschland verweigert den Flüchtlingen aus dem Irak noch immer einen gesicherten Flüchtlingsstatus und verweist auf das völkerrechtrechtlich alles andere als souveräne Nord-Irak als zumutbare »Binnenfluchtalternative«. Statt den Krieg zu humanisieren, sollten Hilfswerke zuallererst um seine Verhütung bemüht sein.

Der KHF hat medico zuletzt die Anschaffung und Ausrüstung zweier zusätzlicher Ambulanzen im Werte von 35.000 € ermöglicht.

Helfen Sie mit! Stichwort: Kurdistan/Irak

Veröffentlicht am 01. April 2003

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