Referentinnen und Referenten

10 Jahre Rojava - Vom demokratischen Experiment zum Hoffnungsträger einer Region

Ercan Ayboga ist stellv. Regionalbüroleiter der RLS Hessen und ein langjähriger Aktivist der Ökologiebewegung Kurdistans. Er arbeitete mehrere Jahre in Nord-Kurdistan (Südosttürkei) und baute die Initiative zur Rettung von Hasankeyf 2000 mit auf, die gegen den zerstörerischen Ilisu Staudamm kämpfte. Ayboga ist Mitinitiator der Ökologiebewegung Mesopotamiens. Das Netzwerk bringt Ökoaktivist:innen in Nord-Kurdistans zusammen. Sein beruflicher Werdegang als Umweltingenieur konnte er dort gut einbringen.

Ayboga ist Ko-Autor des Buches „Revolution in Rojava“, welches 2015 im Auftrag der Tatort Kurdistan Kampagne erschien. Das Buch ist in zehn Sprachen übersetzt und dokumentiert den revolutionären Prozess in Rojava / Nord- und Ostsyrien und bereiste in dieser Zeit mehrmals die Gegend.

Sherwan Bery ist eines der Gründungsmitglieder des Kurdischen Roten Halbmondes und war Co-Vorsitzender der 2012 gegründeten Nothilfe-Organisation. Mit über 2000 Mitarbeitenden gehört der Halbmond mittlerweile zu den Hauptakteur:innen der humanitären Hilfe in Nordostsyrien. Die Helfer:innen reagieren in allen Krisenzeiten – ob Krieg oder Pandemie. Sie organisieren die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in Nordostsyrien und betreuen hunderttausende Flüchtlinge in den Camps im Nordosten.

Kamal Chomani ist Mitglied des "Kurdish Peace Institute".

Dr. Dilar Dirik ist politische Soziologin an der Universität Oxford. Sie ist Autorin des englischsprachigen Buches „The Kurdish Women’s Movement: History, Theory, Practice“ (July 2022, PlutoPress), welches auf ihrer Forschungsarbeit zur kurdischen Frauenbewegung basiert. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sie sich mit politischem Widerstand, Feminismen und revolutionären Frauenbewegungen, Staatenlosigkeit und nichtstaatlichen Autonomie- und Selbstbestimmungskämpfen. Sie ist in Offenbach am Main aufgewachsen und in der kurdischen Frauenbewegung in Europa aktiv.

Îlham Ehmed ist Vorsitzende des Syrisch Demokratischen Rates und ehemaliges Mitglied der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft. 

Martin Glasenapp, ehemaliger Nahost-Referent bei medico international. Er bereiste die Region viele Jahre und publizierte über Kurdistan, Türkei und die Levante. Kurz nach dem Ende der Belagerung der syrisch-kurdischen Stadt Kobanê durch den „Islamischen Staat“ war er vor Ort und berichtete über die Situation. Glasenapp begleitete lange Jahre die medico-Partner:innen in den kurdischen Regionen. Ab 2016 arbeitete er für den Parteivorstand der Linken. Seit Februar 2022 ist er Leiter des Büros von Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales in Berlin.

Kristin Helberg ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Sie berichtete sieben Jahre lang von Damaskus aus über den Nahen und Mittleren Osten für deutsche, österreichische und Schweizer Hörfunkprogramme sowie verschiedene Print- und Onlinemedien. Heute arbeitet sie als Autorin und Nahostexpertin in Berlin. Im Herder Verlag erschienen von ihr „Verzerrte Sichtweisen – Syrer bei uns. Von Ängsten, Missverständnissen und einem veränderten Land“ (2016) und „Der Syrien-Krieg. Lösung eines Weltkonflikts“ (2018). Als Stipendiatin der Stiftung Mercator untersuchte sie die syrische Diaspora in Deutschland.

Kathrin Henneberger, Bundestagsabgeordnete für die Grünen und Aktivstin für Klimagerechtigkeit aus dem Rheinland. Ihr Fokus liegt auf globale Klimagerechtigkeit und sie begleitet auch seit mehreren Jahren die Weltklimakonferenz. Als Obfrau im Ausschuss "Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung", sowie als Mitglied im Ausschuss "Klimaschutz und Energie" arbeit sie daran, dass unsere globale Verantwortung umgesetzt wird. In ihrer Region im Rheinischens Revier streitet sie für den Erhalt der bedrohten Dörfer, Wälder und Natur durch die Kohletagebaue Garzweiler und Hambach.

Nicholas Hildyard arbeitet für die britische NGO Corner House, deren Prinzipien Solidarität und gegenseitiges Lernen sind. Hildyard beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Wasserfragen in Umwelt- und sozialen Gerechtigkeitsbewegungen. Er war am Kampf gegen den Bau des Ilisu-Staudamms am Tigris durch die Türkei beteiligt und ist derzeit in sozialen Bewegungen in der Region aktiv, um sich für Wasser als Mittel für Frieden und Zusammenarbeit einzusetzen.

Egid Ibrahim leitet die Menschenrechtsorganisation „Right Defense Initiative“ (RDI) mit Sitz in Qamislo, die medico seit 2020 unterstützt. Die Mitarbeiter:innen von RDI dokumentieren Menschenrechtsverletzungen in der gesamten Region. Dafür führen sie bspw. Interviews mit Betroffenen von Folter und Flucht. Sie arbeiten inzwischen mit IIIM – dem UN-Mechanismus zur Unterstützung der Strafverfolgung von Völkerrechtsverbrechen in Syrien - zusammen. Ibrahim sprach am 18. März 2022 vor dem Menschenrechtsrat der UN über die Verletzung des Rechtes auf Wasser in Nordostsyrien.

Adnan Khalil ist Geschäftsführer der humanitären Organisation Purity mit Sitz in Qamishlo. Purity ist eine lokale NRO die sich auf psychosoziale Unterstützung und Bildung spezialisiert hat und Partner von medico international. Purity leitet ein Projekt mit inhaftierten IS-Minderjährigen in zwei Gefängnissen und einem Rehabilitationszentrum, um ihre Situation zu verbessern und mit ihnen auf sozialer und psychosozialer Ebene zu arbeiten.

Nilüfer Koç ist Nahostexpertin und Sprecherin der außenpolitischen Kommission im Nationalkongress Kurdistan. 1976 kam sie als Kind von kurdischen Arbeitsmigrant:innen nach Deutschland und studierte Politikwissenschaften an der Universität Bremen. Von 2013 bis 2019 war Nilüfer Koç Ko-Vorsitzende des Nationalkongress Kurdistan (KNK) und hat sich in dieser Zeit hauptsächlich in Rojava und Südkurdistan aufgehalten.

Katrin Langensiepen ist Abgeordnete für Bündnis 90 /Die Grünen im Europaparlament. Sie ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments und für die Fraktion Greens/EFA für die Regionen Syrien und Subsahara-Afrika zuständig. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Krieg in Syrien und war Beobachterin des Gerichtsprozesses in Koblenz, dem weltweit ersten Prozess um Mord und Folter durch das syrische Regime. Im Europäischen Parlament setzt sie sich dafür ein, dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht in Vergessenheit geraten und die EU sich mit allen Kräften für ein Ende der unmenschlichen Methoden des Assad-Regimes gegen die eigene Bevölkerung einsetzt und für Gerechtigkeit, humanitäre Hilfe und für umfassenden Schutz der Geflüchteten sorgt. 

Christin Lüttich ist studierte Politikwissenschaftlerin und Teil der Geschäftsführung von Adopt a Revolution, einer deutsch-syrischen Solidaritätsinitiative die im Zuge des syrischen Aufstandes 2011 entstand. Darüber hinaus ist sie als freiberufliche Gutachterin zu Syrien und Libanon tätig. Sie ist zudem produzentisch und künstlerisch in unabhängigen künstlerischen Projekten der freien Szene in Berlin involviert.

Der Wissensarbeiter und Aktivist Matthias Monroy ist gleichzeitig Redakteur der Zeitschrift „Bürgerrechte & Polizei/CLIP.“ Seine Schwerpunkte belaufen sich auf Polizeiarbeit in der EU, Migrationskontrolle, Überwachungs- und Abhörtechnologien, Satallitenaufklärung, Drohnen. Monroy veröffentlichte Texte in verschiedenen linken Zeitungen und Online-Medien wie netzpolitik.org oder Golem.

Abdulkarim Omar ist Ko-Vorsitzender der Abteilung Außenbeziehungen der autonomen Selbstverwaltung Nordost Syrien.

Cemîl Qoçgirî wurde als Kind einer aus Dersim stammenden kurdisch-alevitischen Familie in Duisburg geboren. Die türkische Administration nennt diese Provinz seit 1937 Tunceli und will damit ihre kurdische und armenische Geschichte auslöschen. Das ist ihr bis heute nicht gelungen und auch Künstler haben daran ihren Anteil. Cemils Instrument ist der Tenbûr, eine Langhalslaute mit nur drei Saiten. In seinem Spiel schlägt er Brücken zwischen Tradition und Moderne. Mit seiner eigenwilligen Spieltechnik stellt er die leisen Töne in den Vordergrund, ohne in der Stille zu verharren, immer wieder Akzente setzend und auf der Suche nach neuen Klangwelten.

Thomas Schmidinger ist Politikwissenschafter und Sozial- und Kulturanthropologe in Österreich. Seit 1999 bereiste er immer wieder Syrien und Kurdistan. 2014 veröffentlichte er sein Buch "Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan", 2018 "Kampf um den Berg der Kurden" über die türkisch besetzte syrisch-kurdische Region Afrin und 2019 "Die Welt hat uns vergessen" über den Genozid des "Islamischen Staates" gegen die Ezidi im irakischen Sinjar. Schmidinger unterrichtet an der Universität Wien und der Fachhochschule Oberösterreich und berät einige österreichische EU-Abgeordnete. Neben Syrien und dem Irak arbeitet er u.a. zum Sudan und zum Kosovo, sowie zum Verhältnis von Religion und Staat und religiösem Extremismus. Seit 2013 ist er Mitherausgeber des Wiener Jahrbuchs für Kurdische Studien.

Andreas Schüller arbeitet seit 2009 beim ECCHR und leitet den Programmbereich Völkerstraftaten und rechtliche Verantwortung. Er hat Rechtswissenschaften in Trier und Orléans (Frankreich) studiert, hält einen LL.M. (adv.) Abschluss der Universität Leiden (Niederlande) im Völkerrecht mit Spezialisierung im Völkerstrafrecht und ist in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen. Schüllers Schwerpunkte sind das US-Folterprogramm, der Drohnenkrieg der USA, Folter durch britische Soldaten im Irak sowie Kriegsverbrechen unter anderem in Sri Lanka und Syrien. In Publikationen und Vorträgen widmet er sich dem Internationalen Strafrecht und dem Menschenrechtsschutz.

Dr. Kamal Sido ist seit April 2006 Nahostexperte der Menschrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. Die internationale Menschenrechtsorganisation GfbV setzt sich für verfolgte und bedrohte ethnische und religiöse Minderheiten, Nationalitäten und Gemeinschaften ein. Kamal Sido ist im syrischen Kurdengebiet Afrîn geboren.

Chloé Troadec ist eines der Gründungsmitglieder des Rojava Information Center. Sie arbeitet seit fast zwei Jahren als freiwillige Mitarbeiterin des internationalen Nachrichten- und Informationszentrums und beschäftigt sich unter anderem mit dem Aufbau des politischen Systems von AANES sowie mit der allgemeinen wirtschaftlichen, militärischen und politischen Lage.

Jan van Aken arbeitet zu internationalen Krisen und Konflikten für die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Der gelernte Biologie, mit einer Promotion in Zellbiologie, war von 2004 bis 2006 Biowaffen-Inspektor bei den Vereinten Nationen in New York. Danach arbeitete er für drei Jahre als Campaigner für Greenpeace International im Bereich Landwirtschaftspolitik und koordinierte dort die Kampagnen in den asiatischen Büros. Von 2009-2017 war er Mitglied des Bundestages und zuletzt außenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Er bereiste Rojava Anfang 2014 als die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten noch gegen den IS kämpften.

Michael Wilk ist Arzt und Psychotherapeut in Wiesbaden. Als Notfallmediziner unterstützt er den „Kurdischen Roten Halbmond“ in Rojava seit Jahren und ist immer wieder vor Ort im Einsatz. Im April 2022 erschien sein Buch "Erfahrung Rojava" im Verlag Edition AV. Darin berichtet er über seine Aufenthalte und schreibt mit Weggefährt:innen über Fragen praktischer Solidaritätsarbeit.

Civaka Azad – Das kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit mit Sitz in Berlin veröffentlicht Texte und Hintergrundberichte zur aktuellen Situation in den kurdischen Regionen. Das Zentrum ist Ansprechpartner für Journalist:innen, Wissenschaftler:innen und Interessierte. Gemeinsam mit medico veröffentlichte die Organisation im April 2014 den Spendenaufruf „Unterstützung für ein demokratisches Experiment“.

Das ECCHR eine gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation unterstützt mit seinen Partner:innen die Verfolgung von Völkerstraftaten in Syrien seit 2012. Der Fokus liegt dabei bislang auf den Verbrechen des Regimes, insbesondere Morde, Folter und sexualisierte Gewalt. Erste Erfolge sind der Haftbefehl gegen den ehemaligen Luftwaffengeheimdienst General Hassan sowie das Verfahren vor dem OLG Koblenz nach dem Weltrechtsprinzip. Das ECCHR ist europaweit in der Fallarbeit aktiv. Es begleitet und unterstützt Betroffene und die syrische Zivilgesellschaft in der Suche nach Gerechtigkeit.

Das Rojava Information Center (RIC) ist ein unabhängiges Nachrichtenzentrum mit Sitz in Qamislo, Nordostsyrien - gegründet 2018. Beim RIC arbeiten internationale Journalist:innen und Medienaktivist:innen, die aktuell berichte und Hintergrundreportagen über verschiedene Aspekte in der Region erstellen. Zudem unterstützen sie Recherchen und vermitteln führenden internationalen Medien (u.a. BBC, CCN, AFP) Kontakte vor Ort.