Webdokumentation

Von wegen freiwillig

EU und Bundesregierung setzen bei der Rückführung von Migrant:innen verstärkt auf „freiwillige Rückkehr“. Doch wie freiwillig ist das? Unsere Dokumentation zeigt erschreckende Ergebnisse.

Wer vor Krieg, Armut oder Perspektivlosigkeit geflohen ist, den Weg nach Europa geschafft und einen Asylantrag gestellt hat, hofft auf Ruhe, Sicherheit und die Aussicht, bleiben zu können. Doch immer häufiger unterbreiten die Behörden den Ankommenden das fragwürdige Angebot, sie mögen doch „freiwillig“ wieder gehen. Für die dreisprachige Webdokumentation „Rückkehr-Watch“ haben wir in einer einjährigen Recherche Expert:innen und Betroffene aus Afghanistan, Marokko, Tunesien, Ägypten, Mali, Irak, Syrien und Deutschland zu den Rückkehr-Programmen und ihren Auswirkungen befragt.

Zur Webdokumentation:

Rückkehr-Watch porträtiert Menschen, die nominell in ihre Rückkehr eingewilligt haben. Ihre Geschichten handeln aber von Ausreisedruck, Zwang und Alternativlosigkeit. Oftmals kommt die Einwilligung zur freiwilligen Rückkehr nur durch die sonst drohende Abschiebung zu Stande. Ebenso zeigen unsere Recherchen, dass die Rückkehrprogramme mit finanziellen Anreizen und falschen Versprechen arbeiten, sie aber den Menschen de facto weder langfristige Perspektiven noch persönliche Sicherheit bieten.

Die aktuelle Situation in Afghanistan zeigt das auf drastische Weise. Wir dokumentieren mehrere Geschichten von Menschen, die aus Deutschland nach Afghanistan zurückgekehrt sind. Schon vor der Machtübernahme der Taliban endete eine dieser Geschichten mit dem Tod. Alle anderen Rückkehrer:innen befinden sich jetzt in einer lebensgefährlichen Situation. In diese wurden sie manövriert von der unheiligen Allianz deutscher Innenpolitik mit der Entwicklungszusammenarbeit, die Rückkehr- und Reintegrationsprogramme umsetzt. Menschen werden dazu gebracht, gegen Geld auf Schutz zu verzichten. Das ist eine Bankrotterklärung der Entwicklungszusammenarbeit – egal ob man damit Menschen zur Rückkehr oder zum Bleiben bewegen möchte, wie es kürzlich die GIZ mit ihren Ortskräften in Afghanistan versucht hat.

Rückehr-Watch versammelt neben den Portraits der Betroffenen journalistische Hintergrundartikel und politische Positionen. Kurzfilme machen die Programme und ihre Konsequenzen für die Rückkehrer anschaulich, Expert:innen erörtern den Rückkehrförderungstrend und erklären, wie die Programme aufgebaut sind und wie sie in den zentralen Ländern umgesetzt werden.

* Namen von der Redaktion geändert.

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Veröffentlicht am 29. August 2021

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