Stärkung von Selbstorganisation

Organisation zur Förderung des Gemeinwesens (ACCSS)

Die Basisgesundheitsorganisation Asociación Coordinadora Comunitaria de Servicios para la Salud (ACCSS) in Guatemala und medico international verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. Was in den 80er Jahren mit dem Aufbau eines Netzes von Gesundheitspromotoren und Gesundheitszentren begann, wurde später noch intensiviert. Mit dem Ende des Bürgerkrieges ging es darum, nach den Jahren der Flucht wieder eine Sozialstruktur aufzubauen, die den Menschen das Überleben sichert, ein Dach über dem Kopf gewährt, aber auch die Sicherheit von funktionierenden sozialen Beziehungen. Der ACCSS baute seine Zahnkliniken zu umfassenden Gesundheitszentren aus, erweitere seine Gesundheitsprogramme für Mütter und Kinder ebenso wie die Ausbildung von Gesundheitspromotoren und beginnt darüber hinaus mit dem Aufbau eines Netzes alternativer Apotheken.

Eliizabeth Ibarra, Verantwortliche für die Promotorenarbeit bei ACCSS, schildert, wie sich ihre Arbeit seit dem Friedensschluss 1993 verändert hat: „Nachdem die Rückkehr der Flüchtlinge beschlossene Sache war, haben wir unter anderem mit finanzieller Unterstützung von medico Gesundheits-Teams mit Promotoren verschiedener Fachrichtung ausgebildet, die während der Rückkehr und der Neuansiedlung die Gesundheitsversorgung sichern sollten. Es war klar, dass die Rückkehr die Flüchtlinge psychisch und körperlich sehr stark beanspruchen würde. Darauf haben wir die Promotoren vorbereitet. In den Teams gab es Promotoren für Allgemeinmedizin, Zahngesundheit und Hebammen.“

Der Aufbau von Gemeindewesen umfasst jedoch nicht nur den medizinischen Bereich. Durch die desolate wirtschaftliche Situation des Landes gibt es wie in den anderen mittelamerikanischen Ländern auch in Guatemala eine nicht endend wollende Migrationsbewegung. In den Dörfern leben oft nur noch Alte und Kinder. Die Jungen arbeiten in Mexiko oder an den Südküsten auf den Plantagen und kommen nur noch wenige Monate im Jahr.

Aktuell ist von der ACCSS geplant, sich in der Jugendbildungsarbeit in indigenen und ländlichen Gemeinden zu engagieren, diese zu fördern und in ihrer Selbstorganisation zu stärken. Thematische Schwerpunkte sollen Umweltschutz, Gesundheit, Menschenrechte, Familienplanung, Gleichberechtigung und andere gesellschaftsrelevante Themen sein. Mit diesem Empowerment sollen den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten für ihre Entwicklung eröffnet werden, ihr kritisches und lösungsorientiertes denken stimuliert und ihre Beteiligung und Einflussnahme auf der Ebene der Dörfer und Landkreise gefördert werden. Sie sollen damit befähigt werden, aktiv für ihre Rechte einzutreten. Ihre aktive soziale Partizipation und Anerkennung als handelnde Subjekte, die in der Lage sind, auf öffentliche Belange ihres Lebensumfeldes Einfluss zu nehmen, sich kritisch und konstruktiv einzubringen, als zukünftig mitverantwortliche Bürgerinnen und Bürger, soll gefördert werden. Ganz konkret werden die Ausstattungen der Schulbibliotheken verbessert, gleichberechtigte Organisation von Mädchen und Jungen in lokalen Jugendorganisationen gefördert und sportliche und kulturelle Aktivitäten organisiert. Darüber hinaus ist geplant Jugendlichen die Teilnahme an berufsbildenden Grundkursen und an Computerkursen zu ermöglichen, die ihnen berufliche Optionen für ihre Einkommenssicherung eröffnen. Eine weitere Komponente des Vorhabens zielt auf die Verbesserung der hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen in den am Projekt beteiligten Dörfern, mit Schwerpunkt auf Maßnahmen der Prävention und des Risikomanagements.

Mittlerweile gehört auch Austausch und Vernetzung mit anderen lateinamerikanischen Gesundheitsinitiativen zu einem wichtigen Arbeitsfeld der ACCSS, um einen Süd-Süd- Austausch zu initiieren. Außerdem leisteten sie medizinische Nothilfe nach den Erdrutschen und Überschwemmungen im Osten des Landes.

Veröffentlicht am 20. April 2009

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