Rassistische Angriffe gegen medico-Partnerin

Haiti-Dominikanische Republik

Die Menschenrechtlerin Sonia Pierre ist Verbalattacken gegen ihre Person gewohnt. Die Dominikanerin mit haitianischen Wurzeln hatte bereits als junge Frau die haitianischen Arbeiter organisiert, die unter sklavenähnlichen Bedingungen auf den Großplantagen der Dominikanischen Republik arbeiteten. Mit 13 organisierte sie einen Aufstand der Zuckerrohrarbeiter und landete kurzzeitig im Gefängnis. Seither hat die 48-jährige in ihren Kampf für die Rechte der Haitianer in der Dominikanischen Republik nicht aufgegeben. Auch wenn sie mit ihrer Gesundheit und einem Herzinfarkt dafür bezahlen musste. Nun aber haben die Angriffe gegen Sonia Pierre in der Dominikanischen Republik eine neue Qualität erhalten und stellen eine direkte Bedrohung gegen sie persönlich dar. Im öffentlichen Transport der Hauptstadt tauchten in den letzten Tagen und Wochen Fotos von Sonia mit der Aufschrift „Krebsgeschwür, Verräterin und Terroristin“ auf. Nachdem erst kürzlich eine haitianische Studentin in der dominikanischen Republik ermordet wurde, sind die Drohungen ernst zu nehmen. Den Polizeischutz, der ihr von der dominikanischen Regierung angeboten wurde, lehnte Sonia Pierre ab: Da könne man gleich den Bock zum Gärtner machen. Die dominikanische Polizei ist für ihre rassistischen Übergriffe bekannt.

Hintergrund der Angriffe ist unter andereme eine Petition, die Sonia Pierres Organisation MUDHA mit einem Dutzend weitere Organisation vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission eingereicht hat und in der letzten Oktoberwoche verhandelt wird. Sie richtet sich gegen die Aberkennung der dominikanischen Staatsbürgerschaft, die Dominikaner mit haitianischen Wurzeln aufgrund einer Verfassungsänderung derzeit erfahren. Bis Januar 2010 galt in der Dominikanische Republik das Jus Solis. Wer dort geboren wurde, erhielt einen Pass. Nun ist dieses Recht seit Januar 2010 aufgeweicht und durch „Blutrecht“ ergänzt worden. Und plötzlich sind Dominikaner mit haitianischen Wurzeln der Willkür der Behörden ausgesetzt. Pässe werden nicht verlängert, Geburtsurkunden werden nicht herausgeben. Auch die in Dominikanischen Republik geborene Sonia Pierre wurde darauf von rechtsgerichtete Politikern deutlich bedroht: Sie solle ihr „Gastrecht“ nicht missbrauchen. Dass US-Außenministerin Hillary Clinton dieses Vorgehen der dominikanischen Behörden als Menschenrechtsverletzung kritisiert und Sonia Pierre ausdrücklich unterstützt hatte, hat diese Kreise erst Recht in Aufregung versetzt.

Medico international arbeitet mit Sonia Pierre und MUDHA seit dem Erdbeben in Haiti zusammen. medico unterstützt im haitianischen Leogane den Bau eines Kinderheims und eines Ausbildungszentrums für Mädchen und junge Frauen.

Eine Solidaritätspetition mit Sonia Pierre kann hier unterzeichnet werden.

Veröffentlicht am 20. Oktober 2011

Jetzt spenden!