Die Erdbeben Anfang Februar haben die syrisch-türkische Grenzregion in einem kaum fassbaren Ausmaß erschüttert. Zehntausende Menschen sind gestorben, viele Millionen Menschen obdachlos, unzählige Existenzen zerstört. Während viele der Folgen noch nicht absehbar sind, ist längst klar: Die Katastrophe ist mehr als Naturgewalt – sie ist zutiefst politisch.

So wurden Menschen buchstäblich unter der Verantwortungslosigkeit staatlicher Behörden und Bauunternehmen begraben. Getroffen sind Regionen, in denen Menschen angesichts von Unterdrückung, Krieg und Vertreibung ohnehin unter widrigsten Bedingungen leben.

Das Recht auf Hilfe ist nicht teilbar. Dieses Beben aber zeigt mehr denn je, dass sie als politisches Instrument benutzt wird. Die Regierungen in der Türkei und Syrien versuchen zu bestimmen, wo Unterstützung unter welchen Bedingungen ankommt – und wo nicht. Die internationale Staatengemeinschaft wirkt im besten Fall hilflos. Im Hinblick auf Nordwestsyrien spricht die UN selbst von einem „internationalen Versagen“: Man habe die Menschen im Stich gelassen.

Umso bedeutender ist lokale und selbstorganisierte Hilfe. medico arbeitet in den betroffenen Gebieten seit vielen Jahren mit Partnerorganisationen zusammen. Sie waren vor der Katastrophe vor Ort, sie sind es jetzt und sie werden es bleiben. Auf solche Hilfe von unten kommt es an.

Unterstützen Sie die Nothilfe lokaler Organisationen in der Region mit einer

Spende unter dem Stichwort "Nothilfe Erdbeben"

Nordostsyrien. Die selbstverwaltete Region in Nordostsyrien, Rojava, wird von der Türkei seit Jahren sabotiert und attackiert – mit militärischen Offensiven, der Kappung des Wasserzuflusses und Drohnenangriffen, die gezielt zivile Infrastrukturen zerstören. Selbst nach dem Erdbeben steht die Region weiterhin unter Beschuss. In der akuten Notlage sichern die Nothelfer:innen des Kurdischen Roten Halbmondes, mit dem medico seit langem zusammenarbeitet, in Stadtteilen Aleppos und Gebieten wie Kobane oder Sheba die medizinische Versorgung. Zudem errichten sie Zeltstädte, in denen Überlebende untergebracht werden.

Südosttürkei. Auch in den kurdischen Gebieten kommt staatliche Hilfe kaum an – und auch hier ist das kein Zufall: Für die AKP-Regierung sind es politisch unliebsame Regionen. Statt Unterstützung haben lokale Verwaltungen und Strukturen in den vergangenen Jahren immer wieder Kriminalisierung und politische Verfolgung erfahren. Aktuell sind es in hohem Maße zivilgesellschaftliche Initiativen und Netzwerke, die sich um Notunterkünfte, Essen, Kleidung oder Heizmaterial kümmern. Zum Beispiel fahren freiwillige Helfer:innen mit Unterstützung von medico von Diyarbakır aus in die zerstörten Dörfer und Provinzen und erkunden, was wo am dringendsten benötigt wird. Sie organisieren Kommunikation und Versorgung für Überlebende und Obdachlosgewordene.

Nordwestsyrien. In Idlib, einem von islamistischen Rebellengruppen kontrollierten Gebiet mit Millionen von Binnenflüchtlingen, werden die Menschen seit Jahren von Krieg, Vertreibung und Vernachlässigung zermürbt. Daran hat das Erdbeben nichts geändert, im Gegenteil: Die Region bleibt, auch für die dringend benötigte Hilfe, weitgehend abgeriegelt. Entsprechend fehlt es an allem, auch zur Bergung und medizinischen Versorgung der Opfer. Vor Ort versuchen die Menschen dennoch, Hilfe zu leisten. Mehrere medico-Partner:innen, darunter das Frauenzentrum in Idlib, organisieren in der Region Notunterkünfte und die Verteilung von überlebensnotwendigen Gütern für mehrere Tausend Familien.

medico international unterstützt seit Jahren Organisationen in den Gebieten, die aktuell von den Erdbeben getroffen wurden. Vielen Widerständen zum Trotz leisten diese lokalen Partner:innen jetzt Nothilfe, auch und gerade dort, wo internationale Hilfe kaum hinkommt. Daneben geht es um politische Solidarität: zur Durchsetzung des Rechts auf Hilfe aller; und zur Schaffung von Perspektiven für Menschen, die alles verloren haben – sei es vor Ort, sei es hier. Für beides brauchen sie unsere Unterstützung.

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