Weltgesundheitsorganisation

Zuviel privater Einfluss

28.01.2016   Lesezeit: 3 min

Aktivist_innen des People’s Health Movement (PHM) analysieren und kommentieren die Politik der Weltgesundheitsorganisation.

Ihr seid beide in diesem Jahr bei der Delegation des WHO Watch dabei. Was genau macht ihr hier?

Lauren Chan: Wir beobachten, kommentieren und kritisieren die Arbeit der WHO. Schon lange vor dem Beginn der Exekutivsitzung der WHO lesen wir die Dokumente, wir verfassen kritische Kommentare und schreiben Empfehlungen für Mitgliedsländer,  in welche Richtung sie weiterarbeiten sollten. Wir bekommen auch viele Rückmeldungen von Aktionsgruppen aus dem Gesundheitsbereich und nehmen deren Forderungen und Empfehlungen ebenfalls auf. Das heißt wir haben so eine Art Scharnierfunktion.

Wir berichten über alle Kanäle, vor allem über Twitter und unsere Website, in welche Richtung Diskussion geführt werden.

Susanna Bolchini: Wir suchen aber auch das direkte Gespräch mit den Ländervertreterinnen und Vertretern, die an dem Exekutivtreffen teilnehmen und versuchen dabei unsere Vorstellungen, wie eine umfassende Gesundheitsversorgung für alle erreicht werde kann, zu vermitteln.

Wie kamt ihr dazu, die Arbeit der WHO kritisch zu begleiten?

Susanna: Ich bin Ärztin aus lebe in Italien. Für mich ist es das zweite Jahr als WHO Watcher, ich habe mich als Gesundheitsaktivistin entschlossen, meine Erfahrung und mein gesammeltes Wissen einzusetzen, um erneut mit kritischen Inputs einen Beitrag zu leisten. Ich will Medizin mit Globaler Gesundheit verbinden, sonst ist der Blick zu eingeschränkt.

Es ist mir ein Anliegen, über die medizinische Perspektive hinaus zu schauen und als Teil der Zivilgesellschaft Druck auf die WHO auszuüben. Und sie gerade in Zeiten der Ebola-Debatte als den Ort zu verteidigen, an dem unser aller Gesundheit verhandelt werden muss,

Lauren: Ich bin Medizinstudentin aus Kanada und beteilige mich am WHO Watch aus meinem Interesse für Research und Entwicklung heraus. Vor allem das weitere Vorgehen der WHO zu Ebola möchte ich dabei kritisch unter die Lupe nehmen.

Wie bereitet ihr euch vor? Trefft ihr euch vorher, um euch abzustimmen?

Lauren. Ja, klar, wir sind längere Zeit in Kontakt zu den anderen Watchern. Direkt vor der Versammlung fand ein Workshop statt, in dem wir die einzelnen Themen diskutieren, damit wir während des Treffens mit einer Stimme sprechen.

Susanna: Der Workshop wird vom People's Health Movement organisiert. Drei Tage lang haben wir uns besprochen, darüber debattiert wie wir unsre Positionen präsentieren, wir schrieben Blogbeiträge, Statements etc.

Wie läuft es bisher? Seid ihr zufrieden?

Lauren: Ja, wir bekommen viel Feedback und sehen, dass auch einige Regierungsvertreter unsere Positionen aufgreifen. Aber wir können nicht auf weltweite Unterstützung warten, sondern müssen die Dinge in unserem Sinne voranbringen.

Susanna: Die Diskussion um die den unzulässigen Einfluss von Unternehmen und Stiftungen auf die WHO, was im sogenannten FENSA Prozess verhandelt wird, wird sehr kritische diskutiert.  Wir finden, die WHO sollte unbedingt öffentlich bleiben. Private Akteure sollten am besten gar keinen Einfluss haben!

Interview:  Anne Jung, medico international
 

Fensa

In dem Framework for Engagement with Non State Actors der WHO sehen kritische NGOs, darunter medico, die Gefahr, dass Unternehmen und Stiftungen ihren unzulässigen Einfluss ausbauen könnten. Die Ebola Krise hat gezeigt, was für dramatische Folgen es hat, wenn die WHO nicht unabhängig handeln kann. Die WHO hofft mit FENSA die finanziellen Probleme zu lösen. Das ist eine fehlgeleitete Erwartung, so der Brief der NGOs. Und weiter: Es muss Aufgabe der Mitgliedsstaaten sein, für eine finanzielle Unabhängigkeit der WHO zu sorgen.

- Offener Brief zivilgesellschaftlicher Organisationen zu FENSA (PDF)


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