Pressemitteilung, 17.09.2018

WHO-Jubiläum: 40 Jahre Erklärung von Alma Ata

Mit der Erklärung von Alma Ata verabschiedete die Weltgesundheitsorganisation wegweisende Prinzipien zur Erreichung bestmöglicher Gesundheit für alle Menschen. medico fordert eine Rückbesinnung.

(Frankfurt/Main) Anlässlich des 40. Jahrestages der Erklärung von Alma Ata, mit der die WHO-Mitgliedsstaaten wegweisende Prinzipien und Leitlinien zur Erreichung bestmöglicher Gesundheit für alle Menschen verabschiedeten, kritisiert die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international die weltweite Zunahme gesundheitlicher Ungleichheit.

„Die bahnbrechende WHO-Erklärung von Alma Ata forderte gute Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse, soziale Sicherungssysteme und ein öffentliches Gesundheitssystem als Voraussetzung für gute Gesundheit weltweit. Und ebenso eine „neue Weltwirtschaftsordnung“, die es vor allem den post-kolonialen Staaten möglich machen sollte, für diese Ziele auch entsprechend eigene Ressourcen zu sichern. Stattdessen bekamen wir im neoliberalen Zeitalter eine Fortsetzung der alten wirtschaftlichen Abhängigkeiten, prekäre, vielerorts lebensgefährliche Arbeitsverhältnisse und ein Gesundheitssystem, das nach den Interessen des Marktes gestaltet wird und nicht nach den Bedürfnissen der Menschen“ erläutert Anne Jung, Gesundheitsexpertin von medico international.

Obwohl die gesundheitliche Ungleichheit überall auf der Welt trotz einzelner Erfolge dramatisch zunimmt, findet keine politische Kursänderung statt. Zwar verpflichten sich die Staaten in den Nachhaltigen Entwicklungszielen „niemanden zurückzulassen“, aber die Ursachen der Ungleichheit werden nicht angegangen. Die Auswirkungen haben eine globale Dimension. Auch in Deutschland, sterben Menschen am unteren Ende des ökonomisch-sozialen Gradienten durchschnittlich 10 Jahre früher als jene am oberen Ende. „Eine verantwortungsvolle globale Gesundheitspolitik muss endlich die Verringerung dieser Ungleichheiten anstreben“ sagt Dr. Andreas Wulf, Gesundheitsexperte von medico.

medico international fordert von der Bundesregierung anlässlich des 40. Jahrestages der Erklärung von Alma Ata deshalb:

  • die Wirtschaftspolitik, insbesondere Handelsverträge und alle weiteren Bereiche auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen hin zu überprüfen und nicht nur an den eigenen Interessen auszurichten
  • die Stärkung des öffentlichen Gesundheitssektors hierzulande und in der Entwicklungszusammenarbeit.

Mehr Informationen in unserem Dossier: https://www.medico.de/70-jahre-who

Außerdem möchten wir Sie herzlich einladen zur Veranstaltung „WHO sets the Global Health agenda? The increasing role of venture philanthropies in Global Health: Win-win situations or conflicts of interest with and for the WHO?“ in Berlin am 15.10.2018: https://www.medico.de/termin/2018-10-15/1200/who-sets-the-global-health-agenda-262/

Für Rückfragen und Interviewwünsche:

  • Dr. Andreas Wulf, medizinischer medico-Projektkoordinator: Tel. 069/9443835 oder wulf@ medico.de
Veröffentlicht am 17. September 2018

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