Umweltschutz = Katastrophenschutz

Projektbeispiel: Wiederaufforstung in der Sektion Roy Sec

Die Sektion Roy Sec liegt im Département Centre nahe der Grenze zur Dominikanischen Republik. Die Landschaft besteht dort aus kahlen Hügeln und Bergen und ist aufgrund mangelnder infrastruktureller Anbindung selbst in der Trockenzeit nur schwer zugänglich. In der Regenzeit gibt es keine Möglichkeit, das Gebiet mit dem Auto zu erreichen. In der Trockenzeit wird Tabak angebaut, ansonsten Maniok und Bohnen. Das Wasser muss dazu aus großen Entfernungen zu Fuß herbei geschafft werden.

Soweit die extrem arme Bevölkerung nicht die Flucht in die Stadt antritt, versucht sie sich von Landwirtschaft, Köhlerei und Kleingewerbe zu ernähren. Sie war in der Mitte des letzten Jahrhunderts aus ihrem angestammten Wohngebiet in der fruchtbaren Ebene am Flusslauf des Artibonite vertrieben worden, als dort ein großer Staudamm gebaut wurde.

Die fast vollständige Entwaldung der Region führt zur weiteren Abnahme des fruchtbaren Bodens. Eine Wiederaufforstung ist dringend erforderlich, um der daraus resultierenden Nahrungsmittelunsicherheit und Anfälligkeit für Naturkatastrophen entgegen zu wirken.

Staatliche Strukturen oder deren Vertreter gibt es nicht vor Ort, wohl aber Selbsthilfeorganisationen der Zivilgesellschaft wie die medico-Partnerorganisation APDK, die als Mitgliederorganisation von Einwohnern der Gemeinde Kolora gegründet wurde und seit 1996 in den Bereichen Volksbildung, Landwirtschaft und Gesundheit aktiv ist.

medico hat APDK bereits bei einem erfolgreichen Projekt zum Bau von 60 Latrinen unterstützt und fördert nun ein integriertes Wiederaufforstungsprogramm.

Dabei werden 50.000 Wald- und Obstbaumsetzlinge herangezogen und dann zusammen mit landwirtschaftlichem Samen an insgesamt 1.500 Familien verteilt. Damit erreicht das Projekt rund 5.000 der ca. 8.000 Einwohner des Einzugsgebiets. Das landwirtschaftliche Saatgut für die Nahrungsmittelpflanzen wird von lokalen Züchtern gekauft. Mit einem Teil dieses Saatgutes wird ein Fonds begründet, aus dem die beteiligten Bauern und Bäuerinnen Gemüse, Bohnen und Maissamen erhalten und der gleichzeitig als Reserve für unvorhergesehene Ereignisse wie Orkane und Brände dient.

Außerdem werden 300 Bewohnerinnen und Bewohnern aus 41 Dörfern der Region land- und forstwirtschaftliche Grundkenntnisse vermittelt. Sie werden für den Umweltschutz sensibilisiert und garantieren anschließend als Ansprechpartner der Bevölkerung und als Promotoren die Nachhaltigkeit der Wiederaufforstung.

Ziele des zunächst auf fünfzehn Monate angelegten Programms sind der Schutz vor Naturkatastrophen, die Verbesserung der Lebensgrundlagen und die Stärkung der Selbstorganisation der Bevölkerung.

Veröffentlicht am 11. August 2011

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