Militärische Logik untergräbt Friedensperspektive

medico international zu Bundeswehreinsatz in Mali

Die sozialmedizinische Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international befürchtet mit Blick auf den bevorstehenden Einsatz der Bundeswehr in Mali, dass die zivilgesellschaftlichen Demokratisierungsbestrebungen im Zuge des Militäreinsatzes weiter marginalisiert werden.

„Die Gefahr ist groß, dass ähnlich wie in Afghanistan die deutsche Strategie letztlich von militärischer Logik dominiert wird. Wieder dreht sich die Debatte allein um den Sinn militärischer Mittel, nicht aber um die sozialen Nöte der Bevölkerung. Soziale Fragen lassen sich aber nicht mit Waffengewalt lösen", erläutert medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer.

Sabine Eckart, Projektkoordinatorin Westafrika bei medico international, kritisiert, dass zentrale Probleme in Mali nicht angegangen werden, sondern es nur darum geht, den Status quo nach einem Abzug der französischen Truppen abzusichern. „In Mali besteht ein Konflikt zwischen Zentrum und unterschiedlich gearteten Peripherien, in dem es im Wesentlichen um die Verteilung von Macht und den Zugang zu Ressourcen geht. Wenn diese Fragen weiter ausgeblendet werden, dann besteht wenig Hoffnung auf eine nachhaltige Bearbeitung der Konflikte“, so Sabine Eckart.

Die Partnerorganisation von medico international, Association Malienne des Expulsés (AME) warnt als Akteur der malischen Zivilgesellschaft davor, dass die nationale Einheit derzeit über einen erzwungenen Konsens hergestellt wird. „Wer Kritik an der Vorgehensweise der Übergangsregierung und an der Anwesenheit ausländischer Truppen äußert, wird mit dem Vorwurf konfrontiert, anti-patriotisch zu handeln und wird damit als untauglich befunden", stellt Alassane Dicko von der AME fest und ergänzt: „Die internationalen Akteure müssen eine sehr genaue und kritische Lesart der Krise vornehmen, damit die Stimmen der Zivilgesellschaft nicht untergehen.“

Die AME leistet zurzeit Nothilfe für Binnenvertriebene aus Nordmali und engagiert sich für einen Dialog unter Einbeziehung aller Bevölkerungsgruppen und Regionen.

Kontakt

Thomas Gebauer und Sabine Eckart stehen für Interviews zur Verfügung. Für Nachfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Bernd Eichner, Pressereferent medico international: Tel. 069/9443845 oder eichner@medico.de

 

Veröffentlicht am 27. Februar 2013

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