Die Menschen in Pakistan erleben die Folgen der Klimakatastrophe, die sie nicht verursacht haben.

Der Regen kam nach Monaten einer nicht enden wollenden Hitze und prasselte auf ausgedörrte Böden. Verstärkt vom Wasser der so schnell wie nie zuvor abschmelzenden Gletscher im Norden überstiegen die Fluten die übliche Menge um das Doppelte. Da sie weder versickern noch abfließen können, begraben sie Äcker, Dörfer, kleine Städte unter sich. 30 Millionen Menschen sind ohne Obdach. Die Ernte dieses Jahres ist vernichtet, im nächsten wird es keine geben. Das ist der Klimawandel. In der Liste der Länder, die dafür verantwortlich sind, steht Pakistan ziemlich weit unten. 

Die Wassermassen erinnern uns an die dringliche und bisher ignorierte Forderung des globalen Südens, die Hauptverursacher der Klimakrise mögen endlich einen verbindlichen Entschädigungsfonds aufsetzen, aus dem von Dürren, Fluten und Hungersnöten Betroffene unterstützt werden können. Die reichen Länder haben die Einrichtung eines Klimafonds bisher aktiv verhindert. Doch die Notwendigkeit eines rechtlichen Rahmens wird angesichts der Fluten zu einer existentiellen Forderung, denn die Fluten in Pakistan zeigen: Ohne Klimagerechtigkeit wird der Süden nicht überleben, was der globale Norden angerichtet hat.

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Die Mehrzahl der Menschen, die jetzt ohne Haus sind, haben sich auf Anhöhen nah ihrer versunkenen Dörfer gerettet, campieren oft auf Straßenrücken, die aus dem Wasser ragen. Drehen sie sich einmal um sich selbst, ist es, als schauten sie über einen See, der rundum bis zum Horizont reicht. Wenn sie Glück haben, nähern sich ihnen von irgendwo zwei, drei Schlauchboote. Sie bringen Säcke mit Reis, Linsen, Mehl, Salz, Milchpulver, Tee, ein paar Plastikplanen, Seife, ein paar Medikamenten, Mückencreme. Die Creme ist besonders wichtig: über dem stehenden Wasser schwirren Milliarden von Mücken, Malaria und Denguefieber breiten sich aus, mit ihnen Durchfälle und Hautkrankheiten. Legen die Boote ab, nehmen sie so viele der schon Kranken mit sich, wie sie tragen können: pro Boot nicht mehr als vier oder fünf. Dass die anderen zurückbleiben müssen, schmerzt die Helfer:innen und die Geretteten wie die Zurückgebliebenen.

Zu diesen Helfer:innen gehören die medico-Partner in Pakistan: die Health and Nutrition Development Society (HANDS), die National Trade Union Federation (NTUF), die Homebased Womens Workers Federation (HBWWF). NTUF und HBWWF kooperieren eng mit der Edhi-Foundation, der bedeutendsten humanitären Organisation des Landes. In dringenden Appellen weisen sie darauf hin, dass ihre eigene wie die gesamte Fluthilfe nur einen Bruchteil der Betroffenen erreicht. Zugleich bereiten sie sich schon auf die nächste Phase vor, auf die Zeit, in der sich die Fluten zurückziehen und die Menschen zurückkehren können. Das Land wird dann verschlammt sein, die Menschen hungrig und krank, verstört, verzweifelt, auch zornig. Ihr Staat hat sie ein weiteres Mal, diesmal aber wie nie zuvor im Stich gelassen.

Im Stich gelassen wurden sie aber auch von der „internationalen Gemeinschaft“, deren Hilfe so gering ausfällt wie die Aufmerksamkeit, die sie ihnen gewährt. Zu ihr gehören die Länder, die für den Klimawandel verantwortlich sind. „Mit unserer Hilfe können wir den Leuten nur zeigen, dass überhaupt jemand an ihrer Seite steht“, sagt uns Zehra Khan, Generalsekretärin der Homebased Womens Worker. Für Mustafa Zaor vom medico-Partner HANDS zählt, dass Beistand eben nicht nur von Hilfswerken religiöser Parteien kommt: gerade wenn die Leute nicht mehr nur verzweifelt sind, sondern zu Recht zornig werden.

An unsere Grenze kommen damit auch wir von medico: können wir doch kaum mehr sagen, Hilfe zu ermöglichen, die in ihrem Ungenügen wenigstens exemplarisch für das sei, was im wörtlichen Sinn notwendig wäre – was die Not wenden könnte. Für den fortgesetzten Versuch, diese Grenze zu überschreiten, brauchen wir dringend ihre Hilfe. Unser Spendenstichwort heißt Klimagerechtigkeit:

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