KwaZulu-Natal

Harte Lehren aus der "Regenbombe"

Mary Galvin und Patrick Bond schreiben über die Bewältigung der Klimakrise im von Überschwemmungen gezeichneten Durban.

Überschwemmungen haben erneut Häuser, Straßen und Brücken in den Arbeitervierteln von Durban (offiziell „eThekwini“) verwüstet, Hunderte von Menschen getötet und Tausende gezwungen, Zuflucht und Rettung zu suchen, in Gemeindehäuser zu evakuieren oder zu Hause zu bleiben. Andere sind weiterhin schutzlos, ohne Hab und Gut, sitzen fest in Gebieten ohne Gemeindehäuser, ohne Straßen und Brücken. Sintflutartige Regenfälle haben außergewöhnliche Schäden an der Wasserversorgung und den elektrischen Anlagen verursacht.

Die Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 400 gestiegen und übertrifft damit bei weitem die 64 Todesopfer vom April 2019, als eine "Regenbombe" innerhalb von 24 Stunden 168 mm Niederschlag und Schäden in Höhe von 1,1 Milliarden Rand verursachte. Der bisherige Niederschlagsrekord wurde im Oktober 2017 aufgestellt, als 108 mm Regen fielen, der an einem Tag 11 Menschen tötete und vor allem im Hafengebiet große Schäden anrichtete.

Am Montag und Dienstag letzter Woche regnete es 351 mm, und das Versäumnis, die ohnehin schon unzureichenden Regenwasserkanalisationen zu warten und für ausreichend robuste Bauwerke zu sorgen, wurden sofort deutlich.

Am stärksten betroffen sind die Menschen in den armen Gemeinden von eThekwini in den Townships, den umliegenden ländlichen Gebieten und den informellen Siedlungen, da es ihnen an Widerstandskraft und Möglichkeiten fehlt. Die staatliche Bereitstellung von Wohnraum und die Baustandards für Tausende von Wohngebäuden in der Stadt erwiesen sich erneut als unzureichend. Von den 550 informellen Siedlungen der Stadt befinden sich mindestens 164 in Überschwemmungsgebieten.

Hätte man mit den verheerenden Auswirkungen der diesjährigen "Regenbomben" rechnen und Schutzmaßnahmen ergreifen können? Es war zwar eindeutig "ungewöhnlich", aber mit dieser Art von extremen Wetterereignissen wird in den kommenden Jahren wohl gerechnet werden müssen.

Untätigkeit

Der Stadtverwaltung wird oft vorgeworfen, trotz gegenteiliger Rhetorik in Sachen Klimaschutz nicht aktiv zu werden. Ihrem Durban Climate Action Plan von 2019 mangelt es an Dringlichkeit, obwohl er auf dem basiert, was uns Klimawissenschaftler seit mindestens einem Jahrzehnt sagen: Die Niederschlagsverteilung in Südafrika wird sich ändern, wodurch trockene Gebiete trockener und feuchte Gebiete feuchter werden. Extreme Wetterereignisse werden häufiger und intensiver werden. Das haben wir in den letzten Jahren gesehen, als die Dürre weite Teile des Landes verwüstete, die Bewohner ohne Wasser zurückließ und die Ernährungssicherheit bedrohte.

Dies ist die neue Normalität

Nach der "Regenbombe" von 2019 und erneut in dieser Woche besuchte Präsident Cyril Ramaphosa arme Stadtviertel, um die Schäden zu begutachten, und versprach die Mobilisierung von Mitteln zur Unterstützung der Menschen in Not.

Aktivisten bleiben unbeeindruckt von der Heuchelei führender Politiker mit direktem Interesse an der Kohle. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehen die Aktivisten darauf, dass die staatliche Liebesbeziehung zu fossilen Brennstoffen, Bergbau, Raffinierung und der Ausbeutung armer Communities und ihrer Arbeit beendet werden muss. Sie fordern die Anwendung des Verursacherprinzips, um Mittel nicht nur für die "Wiedergutmachung von Verlusten und Schäden", sondern auch für die notwendigen Investitionen in die Klimasicherheit armer Gemeinden aufzubringen.

Bei einer Arbeitslosenquote von fast 50 % gibt es in den Gemeinden eine große Kapazität an Bauarbeitern und allgemeinen Arbeitskräften, die für die Reparatur und Verstärkung von Entwässerungssystemen, den Bau stabilerer Häuser und sicherer Brücken, die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und die Sanierung von Flusssystemen, die als Schwamm fungieren, eingestellt werden könnten.

Wären über die im Mai-Juni 2019 zur Verfügung gestellten 90 Mio. Rand zur Deckung des Soforthilfebedarfs (die nur 9 % der Schäden der "Regenbombe" vom April abdecken) hinaus Mittel verfügbar gewesen, hätten die notwendigen Klimaanpassungsmaßnahmen durchgeführt werden können, um eThekwini bei der Bewältigung der sintflutartigen Regenfälle und Überschwemmungen der vergangenen Woche zu helfen.

Nach dem ökonomischen Lockdown während der Covid-19 Pandemie versprach Ramaphosa im September 2020 einen "besseren Wiederaufbau", indem er den Staat verpflichtete, 800.000 neue Arbeitskräfte einzustellen, um die mehr als 1,4 Millionen neu arbeitslosen Menschen zu unterstützen. Im darauffolgenden Monat setzten jedoch Haushaltskürzungen ein, was bedeutete, dass die Mittel für die Reparatur der beschädigten Infrastruktur ab 2019 nicht mehr zur Verfügung standen und ein gerechter Übergang zur Unterstützung der durch die Klimakatastrophe arbeitslos gewordenen Arbeitnehmer rein rhetorischer Natur blieb.

Klimaresistente Investitionen

Welche Art von klimaresistenten Investitionen sind erforderlich? Ein erster wichtiger Schritt ist die Verbesserung der Frühwarnsysteme und der Vorsorge gegen Überschwemmungen, da der südafrikanische Wetterdienst zugegeben hat, dass er die Stärke des Sturms erheblich unterschätzt hat.

Zu den arbeitsintensiven Baumaßnahmen könnten mehr kleine Dämme und Deiche, stärkere Straßen und Brückenverstärkungen, hochwertigere Rohre und Wasseraufbereitung, Notstromaggregate für Pumpstationen und eine wesentlich effektivere Regenwasserableitung gehören.

Vor allem in den Arbeitervierteln der Stadt sowie bei allen Gebäuden, die auf gefährdeten Hügeln und in Strandnähe errichtet wurden, sind Verbesserungen der Bausubstanz erforderlich. Und es muss viel mehr in die grüne Infrastruktur investiert werden, einschließlich einer besseren Pflege von Wäldern, Überschwemmungsgebieten und Feuchtgebieten.

Abgesehen von seinem Versäumnis, in den Hochwasserschutz und die klimasichere Infrastruktur zu investieren, kann dem Staat – von der nationalen bis zur kommunalen Ebene – Fahrlässigkeit vorgeworfen werden:

  • Er macht nur symbolische Andeutungen zu den Auswirkungen des Klimawandels und berücksichtigt extreme Wetterbedingungen und den Temperaturanstieg bei der zukünftigen Planung nicht angemessen. (Der Plan von Durban für 2019 beschreibt bizarrerweise nur ein Überschwemmungsereignis alle 10 Jahre, definiert als 78 mm in 24 Stunden.)
  • Selbstgefälligkeit, wenn man bedenkt, dass die Beamten von Durban in hochrangigen Foren wie dem C40-Städtenetzwerk oder dem Intergovernmental Panel on Climate Change für Strategien gelobt werden, die hauptsächlich auf dem Management von Flusskorridoren basieren (Grünzonenpuffer, die ursprünglich während der Apartheid eingerichtet wurden, um die Rassentrennung in Wohngebieten zu fördern).
  • Schweigen und Untätigkeit in Bezug auf öffentliche Bauvorhaben, die sich nicht nur beim Wiederaufbau nach Katastrophen ergeben, sondern auch in Bezug auf Infrastrukturen zur Anpassung an den Klimawandel, die wiederum Ressourcen einsparen würden, da künftige extreme Stürme nicht mehr so viel Schaden anrichten würden.
  • Arrogantes und distanziertes Auftreten, indem wiederholt versucht wird, informelle Siedlungen umzusiedeln (in der Regel ohne bessere Alternativen), was auf ernsthaften Widerstand stößt, und dann – ohne erkennbare Änderung des Ansatzes – im Aktionsplan erklärt wird, dass hochgefährdete informelle Siedlungen an Hanglagen oder in der Nähe von hochwassergefährdeten Flüssen identifiziert wurden und umgesiedelt werden sollen.
  • Fraktionskämpfe, nicht nur innerhalb der ANC, die jede Absicht untergraben, auf erneuerbare Energien umzustellen. (eThekwinis erklärtes Ziel sind 40 % erneuerbare Energien bis 2030).
  • Versäumnisse bei der Bewältigung von Problemen im Rettungsbetrieb, wie der einzige Hubschrauber, der zur Rettung zahlloser Bewohner zur Verfügung stand, die sich vor den Fluten auf Dächer oder in Bäume geflüchtet hatten.
  • Kein Gespür für die Dringlichkeit, da die meisten Zeitpläne für den Klimaaktionsplan von Durban erst im nächsten Jahrzehnt oder sogar noch später in Kraft treten, obwohl die Vorbereitung auf extreme Wetterereignisse eine dringende Priorität sein muss.

Die Ereignisse können der breiteren Gesellschaft helfen, wieder festzustellen, wie man Unterdrückung mit einer organisatorischen Antwort bekämpfen kann, die über Händeringen, dürftige Reformen und Wohltätigkeit hinausgeht, trotzdem, dass Hunderttausende von Menschen jetzt Nothilfe benötigen. Sicher ist nur, dass die jüngste Regenbombe von Durban ein Vorbote für weitaus tiefgreifendere Klima-Ungerechtigkeiten ist.

Angesichts dieser besonderen Katastrophe ist es an den Einwohnern von Durban – und an uns allen in Südafrika –, von der Regierung zu verlangen, dass unser Leben und unsere Zukunft geschützt und nicht vernachlässigt werden.

 

Die ursprüngliche Version ist in einer gekürzten Fassung auf Englisch beim DailyMaverick erschienen: https://www.dailymaverick.co.za/article/2022-04-18-weathering-the-climate-crisis-in-flood-prone-durban-tough-lessons-from-the-rain-bomb/

Veröffentlicht am 21. April 2022

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