Rasthaus in Rabat

Zuflucht für Frauen und Kinder aus Subsahara-Afrika

Das Leben für Geflüchtete in Marokko ist hart. Schutz und Hilfe für migrantische Frauen und Kinder bietet das Rasthaus in Rabat.

Seit November 2015 unterstützt medico gemeinsam mit afrique-europe-interact ein Rasthaus in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, wo migrantische Frauen und ihre Kinder für ein paar Wochen Ruhe und Sicherheit finden können. Diese Wohnungen werden von der Selbstorganisation kongolesischer Migranten und Migrantinnen in Marokko (ARCOM) betreut, die der kongolesische Buchautor Emmanuel Mbolela mitgegründet hat. Inzwischen besteht das Rasthaus aus drei Wohnungen, die insgesamt dreißig Frauen und zehn Kindern Platz bieten.

Marokko ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Transitland für Menschen aus Subsahara-Afrika und inzwischen auch aus dem Irak, Syrien Afghanistan oder Bangladesch geworden. Da sich die meisten illegal im Land aufhalten, ist ihre Zahl schwer zu schätzen. Seit nach 2005 die Grenzzäune zu den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla stark aufgerüstet wurden, hat sich die Weiterreise der Migrantinnen und Migranten nach Europa erheblich erschwert. Immer mehr Menschen sind seither in Marokko gestrandet. Aus dem geplanten Transit durch Marokko ist unfreiwillig ein Daueraufenthalt geworden. Das Leben in Marokko ist hart. Viele Migrantinnen und Migranten sind obdachlos. Weil sie Angst vor eine Abschiebung haben, besuchen sie keine öffentlichen Krankenhäuser. Private Ärzte können sie sich nicht leisten. Eine angemessen bezahlte Arbeit zu finden, ist nahezu unmöglich.

Anfang 2016 haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten ihre Bemühungen noch einmal verstärkt, Marokko und die anderen Maghrebstaaten in das europäische Grenzregime einzubinden. Trotz der prekären Menschenrechtlage, von der nicht nur Marokkanerinnen und Marokkaner selbst betroffen sind sondern auch im Land lebende Migrantinnen und Migranten, hat die Bundesregierung im April 2016 einen Gesetzesentwurf zur Einstufung Algeriens, Marokkos und Tunesiens als sichere Herkunftsstaaten vorgelegt. Der deutsche Entwicklungsminister lobte „die Anstrengungen Marokkos bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus afrikanischen Ländern und aus dem Nahen Osten“, obwohl subsaharische Migranten in Marokko einer ständigen Verfolgung ausgesetzt sind. Am schlimmsten ist die Situation für Frauen und Kinder, die unterwegs und im Land immer wieder zu Opfern sexualisierter Gewalt werden. Sie werden von Schleppern und Mitreisenden ebenso misshandelt und missbraucht wie von Polizisten und anderen Sicherheitskräften.

Emmanuel Mbolela fordert Deutschland und die EU auf, ihre Haltung zu überdenken: „Es braucht eine Politik, die die Rechte und die Würde der Migrantinnen und Migranten respektiert und die Schutzlosen schützt.“ Genau dies versuchen Mbolela und seine Mitstreiterinnen von ARCOM mit dem Rasthaus in Rabat zu erreichen. Migrantische Frauen und Kinder können dort bis zu drei Monate bleiben. Sie erhalten eine kostenlose Mahlzeit pro Tag und Unterstützung bei Arztbesuchen und bei der Jobsuche.

Da das europäische Grenzregime in Marokko immer repressiver umgesetzt wird, bleiben immer mehr Migrantinnen und Migranten für immer längere Zeiträume in Marokko hängen. Das hat nicht nur zur Folge, dass insbesondere die Polizeigewalt stark zugenommen hat. Es bedeutet auch, dass sich die Frage nach der Beschulung der Kinder immer stärker stellt. ARCOM hat daher im vergangenen Jahr alles daran gesetzt, dass die Kinder von subsaharischen Migrantinnen und Migranten in marokkanische Schulen aufgenommen werden. Mit Erfolg: Seit September 2016 dürfen 82 Mädchen und Jungen, viele davon Töchter und Söhne von Frauen, die im Rasthaus leben oder gelebt haben, nun tatsächlich die Schule besuchen. ARCOM unterstützt sie mit der Übernahme von Kosten für Transport, Unterrichtsmaterialien und Einschreibegebühren.

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Veröffentlicht am 27. Oktober 2016

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