Pressemitteilung, 15.10.2018

Unglück in Indonesien – medico vor Ort

Nach der Katastrophe können die lokalen Hilfsorganisationen die Folgen alleine stemmen.

Nach den Erdbeben und dem Tsunami am 28. September stabilisieren sich die Abläufe für Hilfe auf der indonesischen Insel Sulawesi. Donggala, Palu und Sigi sind die am stärksten betroffenen Gebiete. In allen konsolidieren sich die Strukturen vor Ort, die unmittelbar nach dem Unglück aktiv wurden. Was gebraucht wird ist finanzielle Unterstützung.

Nothilfe-Referent Bernd Eichner von medico international befindet sich seit letzter Woche vor Ort und bestätigt die Einschätzung vieler indonesischer Stimmen, nach denen es keine Präsenz internationaler Akteure vor Ort bedarf. Der Besuch dient auch der Rücksprache und weiteren Planung mit den medico-Partnerorganisationen. Dazu gehört das Menschenrechtszentrum Solidaritas Korban Pelanggaran HAM Sulawesi Tengah in der zerstörten Stadt Palu und das Bildungsinstitut MOSINTUWU in Poso, das zurzeit Großküchen für mehrere tausend Menschen unterhält. „Die indonesischen Kapazitäten sind ausreichend und es herrscht eine große Solidarität unter den Menschen. Es ist ratsamer, lokale Akteure an der Basis statt die Maschinerie internationaler Institutionen ohne Erfahrung vor Ort zu unterstützen“, rät Eichner. 

Von der Naturkatastrophe am meisten betroffen sind hauptsächlich die ärmeren Bevölkerungsgruppen. Deren oftmals nur rudimentär gebauten Häuser stürzten als erstes ein. Eine Hilfe auf lange Sicht muss daher Katastrophenprävention durch Armutsbekämpfung einplanen sowie eine Verringerung des Verfalls des Ökosystems, das zu den zerstörerischen Schlammlawinen führte.

Derweil hat die indonesische Katastrophenbehörde (BNPB) ausländischen Helfern ohne lokale Anbindung den Zutritt zu den Katastrophengebieten verwehrt. „Verständlich, denn es darf kein zweites Haiti passieren. Als externe Akteure das Land verließen und es schwächer als vor dem damaligen Beben zurückließen, weil sie öffentliche Aufgaben an sich rissen. Das Einfliegen ausländischen Personals ist ein komplett veralteter Ansatz“, kommentiert der Nothilfe-Referent. Er fügt hinzu: „Natürlich brauchen die Betroffenen Unterstützung. Jedoch gezielt nach deren Bedürfnissen. Konkret heißt das keine Sachspenden oder Hilfsgüter aus dem Ausland, sondern finanzielle Hilfe.“ Alle Nahrungsmittel und Non-Food-Items können auf Sulawesi eingekauft werden.

Das Beben von 7,4 auf der Richterskala sowie die Überflutungen haben bisher 2.088 Menschenleben gefordert, zu 4.600 Schwerverletzten geführt, 79.000 Personen vertrieben und 20 Erste-Hilfe-Einrichtungen beschädigt (Stand: 12. Oktober).  

Für Nachfragen und Interviewwünsche mit unserem Referenten Bernd Eichner vor Ort kontaktieren Sie bitte:

Veröffentlicht am 15. Oktober 2018

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