Sri Lankas Opfer

Über Gewalt und Verlust

Ein Text der Trauer

Die Menschen, um die Qadri Ismail mit diesem Text trauert, starben in Sri Lanka, das seit Jahrzehnten von extremer politischer Gewalt heimgesucht wird.

Wenn der folgende Text eine aufmerksame Lektüre verlangt, liegt das nicht nur an seinem Thema, der Trauer über den Verlust von Menschen, die aus politischen Gründen getötet wurden. Es liegt mehr noch daran, dass er selbst ein Text der Trauer ist. Deshalb passt er in unser Dossier, obwohl er gerade nicht anlässlich der Anschläge von Paris geschrieben wurde.

Die Menschen, um die in diesem Text getrauert wird, starben in Sri Lanka, einem Land, das bereits seit Jahrzehnten von extremer politischer Gewalt heimgesucht wird. In diese Zeit fällt der Bürgerkrieg zwischen der singhalesisch-buddhistischen Mehrheits- und der tamilisch-hinduistischen Minderheitsgesellschaft, ausgetragen zwischen der singhalesischen Armee und Polizei einerseits, den Rebellen vor allem der Tamil Tigers (LTTE) andererseits, mit geschätzt weit über 100.000 Opfern. 2009 wurden die Tamil Tigers von der Armee ausgelöscht, allein in den letzten zwei Kriegsmonaten starben nahe der Küstenstadt Mullivaikkal noch einmal mindestens 40.000 Menschen.

1971 und 1987-1989 kam es im singhalesischen Süden des Landes zu zwei bewaffneten Jugendaufständen, die von der linksnationalistischen „Volksbefreiungsfront“ (JVP) getragen wurden. Starben bei diesen Aufständen weitere 60.000 Menschen, wird die Zahl der Gewaltopfer seit den 1970er Jahren insgesamt auf deutlich über 200.000 geschätzt.

Unser Autor Qadri Ismail arbeitete jahrelang als linker Journalist und Menschenrechtsaktivist, überlebte nur knapp ein Attentat, verließ das Land und lehrt heute Literaturwissenschaft in Minnesota/USA. Nach wie vor publiziert er zum Land seiner Herkunft, das Buch Abiding by Sri Lanka. On Peace, Place and Postcoloniality (Minnesota 2005) entwirft eine aus der postkolonialen Erfahrung entwickelte Demokratietheorie.

Von Qadri Ismail

Für Ravi und Priya, einen Kämpfer und eine Kämpferin, die vor ihrer Zeit sterben mussten.

Drei Bilder hängen in meinem Studierzimmer (genau genommen ist es gar nicht mein Studierzimmer; die Bank hält das Pfand. Ich schreibe nicht aus einem Raum, der nur der meine wäre, er wurde von anderen entworfen und bewohnt, die dort ihre Spuren hinterlassen haben).

Das erste Bild: Eine Photographie des jungen, akkurat frisierten Richard Manic[1], Manic not manic – de Zoysa, sein Antlitz – ein Bild, das mich noch immer bewegt – aus der Website der daily news, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, im gleichen Rahmen mit Gedicht (gezeichnet) von Arjuna Parakrama[2], (einer auf einer Schreibmaschine verfertigten Kopie dieses Gedichts), datiert auf den Februar 1999, einer Arbeit, die mir mit der (Schnecken-)Post zugesandt wurde.

Auf die Gefahr hin, meine eigene Prosa zu lesen, lenkt dieser Satz mit seinen vielen Anmerkungen und Unterbrechungen die Aufmerksamkeit, soweit ich das zu sagen weiß, auf: Affekt; eine Folge alter und neuer Technologien, die auf derselben Oberfläche zum Einsatz kommen (wie in Jagath Weerasinghes[3] Gemälde Der Waffenschrank, dem zweiten Bild); Richards Ahnentafel – ein Namensvetter, Onkel ‚Dickie‘ de Zoysa, war der beste Mann an der Seite S.W.R.D. Bandaranaikes[4], ein zweiter, Großvater Manicasothy Saravanamuttu, ein Diplomat, dessen Vater Bandaranaikas Leibarzt war; Staatsterror; die Unstimmigkeit, sich aus einem Staatsmedium ein Bild zu leihen um einen engen Freund zu erinnern, den man noch immer vermisst, fünfundzwanzig Jahre nachdem er vom Staat ermordet wurde (aber ja, Richard hat mit Rupavahini[5] zusammengearbeitet, schlimmer noch, er hat für den militärischen Geheimdienst Propaganda gemacht – bevor er auf die Seite der JVP wechselte – beide dem singhalesischen Nationalismus verbunden); die Verlässlichkeit, Spalten des Gedächtnisses; die Ironie im Titel – geschrieben für jemanden, der das Geschriebene nicht empfangen kann; Arjunas Signatur, die Widmung „Für Qadri“, die Verwunderung erweckend, ob das Gedicht für mehr als nur die eine Person geschrieben wurde, eine Gabe an die Lebenden – wenn das so wäre, dann würde die Präposition im Titel, ganz wie meine Rahmung, eine Stellvertretung anzeigen, ein Substitut; das Problem von Original und Kopie – kann es so etwas geben, selbst wenn es mit der Hand geschrieben wäre, ohne redaktionelle Bearbeitung, makellos, so wie das Original eines Gedichts, überhaupt eines Geschriebenen, das aus Signifikanten besteht, also aus etwas, das per Definition keine Materialität besitzt, wie überhaupt ein Text, der per Definition ein Netzwerk ohne Anfang (und ohne Ende) ist? Und, natürlich, Verlust.

Richards Hinrichtung: auch eine Kopie, in der der sri-lankische Staat seine Terrorakte wiederholt, verübt an ungezählten, nie anerkannten Bürgerinnen und Bürgern, ermordet von seiner Polizei und seinem Militär, straflos – ranaviru, „goldene Helden“, wie Präsident Sirisena[6] diese Mörder nennt, dabei seinen Amtsvorgänger kopierend, von jeder Kritik ausgenommen – seit den frühen Siebzigern. Der erste Anfang ist eine Kopie ohne origin/al[7].

Sein Körper, in die Lüfte gehoben, im Indischen Ozean entsorgt von einem Hubschrauber aus, kam trotzdem wieder ans Land. Ein Leichnam, der sich weigert, die ihm zugewiesene Rolle zu spielen, dem Drehbuch zu folgen, der im Tode handelte wie der Mann im Leben gehandelt hat. Geblieben ist Richards Leichnam, an einem Muttermal identifiziert, weil sein Gesicht entstellt wurde. (1988 wurde ein anderer bemerkenswert hübscher junger sri-lankischer Schauspieler auf die gleiche Weise hingerichtet, auch so, dass ihm dabei das Antlitz genommen wurde. Die der JVP angehörenden Killer von Vijaya Kumaratunga[8] stellten sich direkt über seinen toten Leib und verstümmelten sein Gesicht. Es wird erzählt, dass Wijeweera[9] seinem Blick nicht standzuhalten vermochte. Vijaya, ein linker, anti-nationalistischer Politiker, war der Schwiegersohn des in Oxford erzogenen, selbst einem Attentat zum Opfer gefallenen singhalesisch-nationalistischen Premierministers Bandaranaike. Ein gewalttätiges, hierarchisches Ding, die Sprache: die Mächtigen fallen einem Attentat zum Opfer, alle anderen werden ermordet).

Jede Kopie wiederholt einen Unterschied. Richards Mutter, Manorani Saravanamuttu, begrub ihren Sohn. Anders als tausende anderer Sri-Lankerinnen konnte Tante Manorani, um das Klischee zu zitieren, einen Abschluss finden; ähnlich wie der Rest von uns, die um einen Mann zu trauern vermochten, der vor seiner Zeit starb.

Doch führt das nicht zur Schließung der Akten, kann das den Zorn nicht besänftigen.

Was man später Zug um Zug nachvollziehen konnte: Ranjan Wijeratne, der damalige Oberbefehlshaber – bis zum Auftauchen seines Doppelgängers Gotabhaya Rajapaksa[10] war es kaum möglich, sich eine angriffslustigere Person auch nur vorzustellen – trank in dieser Nacht ein paar Drinks mit Ronnie Gunasinghe, dem obersten Polizeichef, nach denen Gunasinghe, den Tante Manorani später als einen der Entführer Richards identifizierte, sich ein paar Bullen der Slave Island Polizeiwache schnappte, die ihm dann bei der Tat zur Seite standen.

Wer von uns Bescheid weiß, weiß noch einiges mehr. Doch glaube ich nicht, dass alles, was wir von Richard wissen, ans Licht gebracht werden muss. Vielleicht habe ich schon zu viel gesagt.

*

Über Jagath’s Waffenschrank-Serie habe ich anderswo ausführlich geschrieben, sie gehört zu der Totenwache seines ganzen Schaffens, einem Schaffen, das zum linken Engagement auffordert, anspornt, anstachelt, ich muss das deshalb hier nicht wiederholen.

*

Das dritte Bild: eine Radierung, Jaffna, ohne Datum, von T. Shanaathanan[11], die Signatur (und der Titel) befinden sich auf einem kleinen Blatt unterhalb des Bildes. (Ohne eine Signatur, die Behauptung der Authentizität, der abwesenden Anwesenheit des Autors, verliert ein Bild an Wer, kann es nicht vermarktet werden. Die Signatur garantiert Herkunft, Preis, Profit.) Sana gab mir – ebenfalls mit einem „Für Qadri“, sans inscription[12] – ihr Künstlerabzug, das Original vielleicht, doch auch wieder nicht ganz ein Original, weil viele voneinander nicht zu unterscheidende Kopien hergestellt werden können.
 

Aber gehört das Bild tatsächlich mir? Ja: Niemand anderes wird darauf Anspruch erheben; wenn ich das wünsche, kann ich es verkaufen, aus dem Geschenk meinen Profit schlagen. (Allerdings erinnert mich das unmittelbar an Ian Goonetileke[13], in dessen Haus ich erstmals mit Kunst in Berührung kam. Von der UNP[14] aus seinem Amt als Rektor der Universität Peradeniya vertrieben, nahm Ian lieber die Armut in Kauf als dass er seine Sammlung verkauft hätte, die zum großen Teil aus Geschenken seines engen Freundes Keyt[15] bestand. Nein: Ich darf das Bild ohne die Erlaubnis der Autorin nicht reproduzieren. Sie behält das Copyright – oder, vielleicht, das Copywrong: weil die Künstlerin, oder der Besitz, rechtmäßig von jedem Wiederverkauf, jeder Wertzunahme profitieren soll. Der Kapitalismus spaltet das Kunstwerk auf, unterscheidet das private vom intellektuellen Eigentum, sorgt dafür, dass ein Objekt mehr als nur einem gehören kann, macht aus einem Objekt zwei.

Wie Nietzsche anmerkt: auf jeden Gewinn folgt ein Verlust. Jedes Werk, das ein Künstler verkauft, bringt Profit und birgt einen Verlust, weil sie sich von ihm trennt.

*

Die schwarze, weiße und graue Szene (ganz wie das Gedicht/das Photo), mit allerdings nur sehr wenigem Weiß, teilt sich entlang seiner dominanten vertikalen Achse: einem schmaleren, helleren Teil oben, einem dunkleren unten. (Horizontal genommen ist die Szene ausbalancierter, fast in zwei gleiche Hälften geteilt.) Eine Treppenflucht, eine Lampe, eine Uhr und ein paar männliche, in einem Bunker kauernde Figuren drängen sich in der unteren Hälfte. Dass sie sich verstecken verweist auf ein Bombardement aus der Luft, wieder geht es um Staatsterror, doch geht es auch um Klasse: niedriggestellte Tamilen verfügen über kein Eigentum, kein Kapital, können sich die Arbeit nicht mieten – Marx würde sagen: ausbeuten –, die gebraucht wird, um solch ein Anwesen zu bauen.

Der singhalesisch-nationalistische Staat versucht alle Tamilen zur Minderheit zu machen und seiner Hegemonie zu unterwerfen, er unterdrückt diejenigen, die sich nicht unterwerfen. Einige Tamilen verfügen über die Mittel und die Zeit, um sich eine prekäre Sicherheit zu kaufen. (Andere, wie Canagasabapathy Wigneswaran[16] und Shiva Pasupathy – einer der Verfasser des Prevention of Terrorism Act[17] – waren über Jahrzehnte Agenten dieses Unterdrückungsstaates, bevor sie dem tamilischen Nationalismus die Treue schworen.)

Eine Szene, die einfach nicht zusammenstimmt. Die Köpfe gesenkt und verbergend, ducken sich die zwei Figuren in den Bunker in der rechten unteren Bildhälfte, eine zivilen Zwecken dienende militärische Anlage, jedenfalls kein bloß privater Raum wie mein Studierzimmer. Eine, sich kauernd, ausgestreckt, hält ihren Kopf mit der linken Hand; ihre Beine enden in quadratischen, keilförmig zulaufenden Stümpfen. De-feeted[18]. Ebenfalls vornüber geneigt, gewunden, verdreht, hält die zweite Figur ihren Kopf mit der rechten Hand, der linke Arm ersetzt das rechte Bein. (Das Detail lässt sich in der jpg-Datei, Kopie der Kopie, besser erkennen, weil es vergrößert und verkleinert werden kann. Was Benjamin die „technische Reproduzierbarkeit“ nennt, verbessert die Lesbarkeit des Figürlichen.) Die gebogene Lampe, deren gebogener Fuß es ihr (unmöglicherweise) erlaubt, auf zwei Stufen zu stehen, wirft ihren Schatten nur nach hinten, beleuchtet kein Objekt, weder vorne noch zur Seite, erleuchtet nichts. Die Überreste der Uhr liegen daneben, zerbrochen, unbrauchbar, außer Dienst, nicht zusammenpassend – die beiden Teile fügen sich nicht zu einem Ganzen – der Zeiger steht über der höchsten Ziffer, die eine Sechs, keine Zwölf ist. Wie die Menschen könnte das Instrument selbst dann nicht stehen, wenn es heil geblieben wäre. Umgestülpt, out of joint, hat die Zeit selbst in diesem Raum ihr Ende gefunden. Die Menschen werden nicht erfahren, wann sie in Sicherheit wären. Wenn sie das denn jemals wären. Zwei geköpfte, armlose Körper in der oberen Bildhälfte, zu lesen nach der Struktur und Maserung des Druckes, nach seiner Boden/Gewichtung – manchmal kommt das Untere nach oben – die Beine scharf abgewinkelt, schräg, Flucht andeutend, die Gefahr des Ausscherens unterstreichend. Ihre Zeit ist abgelaufen.

*

Die Treppenstufen, leicht zu übersehen, weil ihre Gegenwart selbstverständlich, bedeutungslos zu sein scheint, als ob sie einfach nur für die menschlichen Figuren da wären, die Stufen dominieren die linke Bildhälfte, eine wie die andere, eine weitere Anordnung von Kopien ohne Original. Ihre Form wiederholt sich in den drei parallelen Beinstümpfen der Figuren zur Rechten, zwischen denen sich ein viertes, einem Baumstumpf ähnelndes Objekt befindet, das ich nicht näher bestimmen kann, alles ist so angeordnet, das es an Stufen erinnert, Stufen dupliziert, eine Beziehung zwischen dem Belebten und dem Unbelebten suggerierend, das Belebte leblos unter der Drohung der Verurteilung zum Tode. Eine Verbindung, die durch einen der menschlichen Stümpfe verstärkt wird, der das einzige Element der rechten Hälfte ist, das in die linke hineinragt; ohne dieses Element zerfiele die untere Bildhälfte in zwei getrennte, einander gleiche Zonen.

Die Stufen verbinden bildlich Oben und Unten, innen/außen, Stasen/Metastasen, Sicherheit/Gefahr, Leben/Tod. Verlust und weiteren Verlust.

*

Der singhalesische Staat an die Tamilen: geht auf die Knie, seid ruhig, bleibt verborgen, neigt den Kopf, ruhig, unbeweglich, dann werdet ihr keine schwerere Strafe bekommen. Alltagsleben in Jaffna, das war einmal.

Jaffna. Was besagt dieser Titel, auf die Signatur verweisend, ihr verbunden, unterhalb des Druckes, außerhalb des Bildes und doch wieder nicht außerhalb? Unterhalb und doch oberhalb, nachher und vorher – manchmal kommt das Untere nach oben – in dem Sinn, wie der Titel das Lesen lenkt, wenn nicht sogar befehligt. Uns daran erinnert: Kunst kann der Sprache nicht entkommen.

Jaffna. Was bedeutet dieses Wort? Einen Namen, einen Ort, eine Bedingung? Die Halbinsel, Sri Lankas Kopf – schaut auf der Landkarte nach! – oder nur eine Stadt? (Ich wurde vor vielen Jahren in dieser Stadt niedergeschossen, von den indischen Friedenstruppen[19], ein Grund dafür, warum dieser Druck seinen Weg in mein Studierzimmer fand, der ein privater Raum ist, obwohl er viele Veröffentlichung birgt. Ein Fremder brachte mich ins Krankenhaus. Jaffna war mir immer ein Freund.) Vielleicht ist das Wort beides, Metapher (Substitut) und Metonymie (der Teil für das Ganze, Kontinuität) der tamilischen Prekarität. Mich auf Begriffe Spivaks[20] beziehend, das Bild, das wieder-vergegenwärtigt, repräsentiert, substituiert, wie eine Vollmacht, eine Stellvertretung. Womit sich die Frage stellt: was geschieht eigentlich, wenn das tamilische Leiden auf einen Ortsnamen reduziert wird? Nicht irgendein Name, sondern der Name der Hauptstadt, des Zentrums? Bedeutet das, dass es nur um Jaffna geht? Oder werden wir durch ihn daran erinnert, dass nur Jaffna aus der Luft bombardiert wurde, ohne jedes Erbarmen, über Jahre hinweg. Dass der Staat, der Opposition zu seiner Vorherrschaft konfrontiert, versucht hat, sich selbst zu enthaupten, sich seines Kopfes zu entledigen, ihn abzutöten und damit das Adjektiv in Halbinsel (das bedeutet: fast-eine-Insel) überflüssig zu machen?

In Ermangelung einer Präposition impliziert das undatierte Bild drei Präposition: von Jaffna zu sein (from Jaffna), wo Sana lebt; ein Portrait von (of it) zu sein, ein ehrendes Gedenken der Prekarität; für Jaffna zu sein (for it), ein Gabe, für die Stadt selbst und für ihre (außer)gewöhnlichen Bürgerinnen und Bürger, mit und ohne Ahnentafel, besonders für all diejenigen, die vor ihrer Zeit starben. Und für den Rest von uns.

To, from, of loss.

*

In meinem Studierzimmer in Minneapolis hängen Bilder des Verlustes. Wie in so vielen anderen sri-lankischen Heimstätten.

Fussnoten

[1] Richard Manik de Zoysa, geb. 1958, Journalist, Autor, Schauspieler und Menschenrechtsaktivist, 1990 entführt und ermordet. Manic, not manic, engl. für manisch, verrückt, besessen, durchgeknallt.

[2] Arjuna Parakrama, Sprachwissenschaftler, lehrte an der Universität Colombo.

[3] Jagath Weerasinghe, Archäologe und Künstler, gestaltete im Auftrag der Regierung 1999 den „Schrein der Unschuldigen“ zum Gedenken an die Opfer der beiden JVP-Erhebungen.

[4] Solomon Bandaranaike, von 1956-1959 Premierminister Sri Lankas, verantwortlich für das „Sinhala Only Law“, mit dem die Sprache der singhalesischen Mehrheitsgesellschaft Amtssprache wurde. Ließ 1958 den ersten Aufstand der tamilischen Minderheit brutal niederschlagen, wurde ein Jahr später von einem buddhistischen Mönch ermordet. Seine Ehefrau Sirimavo folgte ihm im Amt, die gemeinsame Tochter Chandrika wurde später Präsidentin.

[5] Sri Lankas nationaler Fernsehsender.

[6] Maithripala Sirisena, seit Januar 2015 Präsident Sri Lankas, führt eine Koalition, die eine Politik der Demokratisierung und nationalen Aussöhnung versprochen hat.

[7] unübersetzbares englisches Wortspiel: origin, Ursprung; original, Original.

[8] Vijaya Kumaranatunga, Schauspieler und linker Politiker, wurde 1988 erschossen, nachdem es ihm gelungen war, eine Allianz der singhalesischen und tamilischen Linken zu begründen. Ehemann von Chandrika Bandaranaike, Tochter von Solomon und Sirimavo Bandaranaike und spätere Präsidentin.

[9] Rohana Wijeweera, Gründer der JVP und Führer der beiden von der JVP initiierten Aufstände, während der Niederschlagung des zweiten Aufstands erschossen.

[10] Gothabaya Rajapaksa, Verteidigungsminister in der von 2005-2015 amtierenden Regierung seines Bruders, des Präsidenten Mahinda Rajapaksa, verantwortlich für den Vernichtungskrieg gegen die Tamil Tigers und das Massaker von Mullivaikkal mit 40.000 Toten.

[11] Thamotharampillai Shanaathanan, Künstlerin aus Jaffna, der traditionellen Hauptstadt der Tamilen Sri Lankas.

[12]sans inscription, frz. ohne Registrierung, (Vor-)Anmeldung, (Vor-)Ankündigung, Eintrag, Aufschrift.

[13] Ian Goonetileke, 1971-1979 Leiter der Bibliothek der Peradeniya Universität, stiftete seine Sammlung von Kunstwerken und Büchern der Universität.

[14] UNP, United National Party, singhalesisch dominierte liberale Partei, erstritt die Unabhängigkeit Sri Lankas aus britischer Kolonialherrschaft.

[15] George Keyt, bedeutendster moderner Maler Sri Lankas.

[16] Canagasabapathy Wigesneswaran, Anwalt, Richter und tamilisch-nationalistischer Politiker, seit 2013 Chefminister der tamilischen Nordprovinz.

[17]Prevention of Terrorism Act, 1978 erlassene Notstandsgesetzgebung, rechtliche Grundlage für die Verfolgung und Unterdrückung der tamilischen Minderheit.

[18] Unübersetzbares Wortspiel: de-feeted: der Füße beraubt, de-feated: besiegt.

[19]Indian Peace Keeping Force (IPKF), 100.000 Mann starke indische Militäreinheiten, die zwischen 1987 und 1990 vergeblich versuchten, einen Waffenstillstand im singhalesisch-tamilischen Bürgerkrieg durchzusetzen, von den Tamil Tigers zum Rückzug gezwungen.

[20] Gayatri Chakravorty Spivak, indische Literaturwissenschaftlerin, Mitbegründerin der postkolonialen Theorie.

Veröffentlicht am 14. Dezember 2015

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