30.11.2021 | Frankfurt/Main

Koloniale Bilderwelten?

Bildsprache und Erzählmuster in der Filmarbeit aus den Ländern des Südens. Podiumsdiskussion

Ethik-Kodices von Hilfswerken haben schon in den 1990er Jahren dafür gesorgt, dass die Bilder hungernder, verelendeter Menschen („Biafra-Kinder“) nicht mehr in den Fotos für die Spendenwerbung verwendet werden. Doch in der Filmarbeit hat sich dies erst später durchgesetzt.

Die weiße Ärztin, die das kleine schwarze Kind im Arm hält, das dankend zu ihr emporblickt. Der blonde, bärtige Entwicklungshelfer, der dem bolivianischen Landarbeiter zeigt, wie die Maschine bedient wird. Die Kinder in der Missionsschule in Polynesien, die Schuluniform mit Wappen tragen, obwohl es keine heraldische Tradition in ihrem Volk gibt. Diese und viele andere Szenen sind hinreichend bekannt aus zahlreichen (Dokumentar-)Filmen.

Nur langsam geschieht die Abwendung vom Heldenepos, der viele der früheren Filme beherrschte. Wie kann es gelingen, dass die Menschen des Südens selbst ihre Situation beschreiben? Wie können tradierte Erzählmuster durchbrochen werden?

Dr. Michaela Zöhrer vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg wird in die Thematik einführen. Sie widmet sich in ihrer Forschung gegenwärtigen Formen der medialen Repräsentation von Lebenswirklichkeiten im Globalen Süden und setzt sich mit diesen auch (eurozentrismus-)kritisch auseinander. In ihrem 2020 erschienen Buch „Repräsentation ferner Wirklichkeiten“ rückt sie die Bilderwelten und Weltenbilder in tätiger Hilfsund Nichtregierungsorganisationen in den Fokus.

Eintritt frei. Eine Anmeldung ist gegen eine Servicegebühr erforderlich. Hier anmelden.

Die Veranstaltung kann auch im Stream des Haus am Dom verfolgt werden.

Teilnehmende:

Michaela Zöhrer, Universität Augsburg
Christian Frevel, Adveniat, Essen
Tzehaie Semere, Entwicklungspolitisches Netzwerk Hessen

Moderation:

Katja Maurer, medico international