Rohingya

medico fordert mehr politischen Druck auf Myanmar / Gesundheitssituation in Lagern miserabel

14.12.2017   Lesezeit: 2 min

(Frankfurt/Main) Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international fordert die Bundesregierung auf, im Verbund mit der EU diplomatischen Druck auf die Regierung Myanmars und die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auszuüben.

Das mehrheitlich buddhistische Land hat den muslimischen Rohingya bereits vor Jahrzehnten die Staatsbürgerschaft aberkannt und behandelt sie seitdem systematisch als Menschen zweiter Klasse. „Die nach Bangladesch vertriebenen Rohingya werden nur dann nach Myanmar zurückkehren, wenn man ihnen die Staatsbürgerschaft wieder zuerkennt“, erläutert Dr. Thomas Seibert, Südasienreferent bei medico international. Er ist soeben von einer Reise in die Flüchtlingslager der Rohingya zurückgekehrt.

Er fordert von der Regierung Myanmars, dass sie die Geflüchteten in ihre Heimatorte zurückkehren lässt und ihnen das zerstörte und geplünderte Eigentum zurückerstattet. Außerdem müssen die vom myanmarischen Militär im Rahmen der aktuellen wie früherer Vertreibungswellen begangenen Verbrechen politisch und juristisch aufgeklärt werden. Diplomatischer Druck auf Myanmar würde auch der Regierung von Bangladesch helfen, die mittlerweile über eine Million Vertriebener beherbergen muss.

Angesichts der mangelhaften Gesundheitsversorgung befürchten die bangladeschischen medico-Partner den Ausbruch von Diphtherie in den Lagern der Rohingya. Zur Epidemie wird die Erkrankung, wenn sich die Zahl der Neuansteckungen von einem Tag auf den anderen verdoppelt – was Ende letzter Woche der Fall war. Dramatisch ist dabei, dass einerseits der zur Eindämmung benötigte Impfstoff in zu geringer Menge verfügbar ist, die Impfungen selbst aber wiederholt werden müssen und erst mit Verzögerung wirksam werden. Als erste Notmaßnahme hat der medico-Partner Gonoshasthaya Kendra im Lager Kutupalong bereits am vergangenen Freitag ein ursprünglich zur Behandlung von Durchfallerkrankungen eingerichtetes Zelt für die Aufnahme von Diptherie-Erkrankten reserviert.

Gonoshastaya Kendra (GK) betreibt 13 Gesundheitsstationen in den Lagern. Sie sind alle ebenso einfach wie die Hütten der Flüchtlinge. Aber es gibt einige Ärzte und Ärztinnen, Sanitäter und junge Gesundheitshelfer, die die Rohingya stellen. Die Gesundheitshelfer der Rohingya werden in einem Schnellkurs von GK ausgebildet. Die Gesundheitshelfer gehen in die Unterkünfte und versuchen eine klassische Präventionsarbeit unter diesen Bedingungen durchzuführen.

Auch eine psychosoziale Nothilfe bieten sie an. „Wir haben mit einer jungen Psychologin gesprochen. Eine sehr beeindruckende Person, die Tag für Tag grauenhafte Geschichten von Vertreibung, Vergewaltigung und dem Verlust von Angehörigen anhören muss“, berichtet Seibert.

 Für Nachfragen und Interviewwünsche:

- Dr. Thomas Seibert, Südasienreferent: Tel. 0160 9755 7350 oder seibert@medico.de


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