Landminen-Jahresbericht veröffentlicht:

Opferzahl sinkt erstmals auf unter 6.000 - Viele Staaten beantragen Fristverlängerung für Minenräumung

(Berlin, 21.11.2008) Die internationale Kampagne für das Verbot von Antipersonenminen (ICBL) hat heute ihre Jahresbilanz, den Landmine Monitor 2008, veröffentlicht. Laut Bericht sank die Zahl der registrierten Opfer von Landminen und Blindgängern in 2007 weltweit von 6.022 auf 5.451 im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht stellt fest, dass es 2007 in 78 Staaten zu Unfällen gekommen sei, weist aber darauf hin, dass in nur 48 dieser Staaten Unfälle systematisch erfasst werden und deshalb die Vollständigkeit der Opferangaben zu bezweifeln sei. Außerdem, so die ICBL, sei man selbst in diesen 48 Staaten über Medienberichte auf weitere, nicht registrierte, 774 Unfallmeldungen gestoßen. Kolumbien (895) und Afghanistan (811) verzeichneten im Jahr 2007 die meisten Unfälle.

Zur Finanzierung von Hilfsprogrammen trugen 2007 hauptsächlich die USA, Norwegen aber auch die Europäische Union bei. "Die internationale Hilfsbereitschaft hat wieder nachgelassen und die Bundesregierung darf diesem Trend nicht folgen", warnt Thomas Gebauer von medico international und kritisiert den weltweiten Rückgang der Minenaktionsprogramme um fast 10 Prozent. Deutschland plant bislang seinen Beitrag gegenüber dem Vorjahr mit ca. 17 Mio. Euro stabil zu halten.

„Die Tatsache, dass es nach wie vor Hunderttausende Überlebende von Unfällen mit Minen und Streumunition gibt, verpflichtet uns in unseren Bemühungen für die Opfer nicht nachzulassen“, fordert François de Keersmaeker von Handicap International.

Obwohl in den betroffenen Staaten mehr als 8 Mio. Menschen über die von Minen und Blindgängern aus gehenden Gefahren aufgeklärt wurden, geschehen noch zu viele Unfälle. „Kinder in den betroffenen Gebieten müssen noch eindringlicher und umfassender vor den von Minen ausgehenden Gefahren gewarnt werden“, fordert Thomas Küchenmeister vom Aktionsbündnis Landmine.de und verweist darauf, dass die Hälfte aller zivilen Opfer Kinder sind. „Ohne Aufklärungsprogramme“ so Küchenmeister, „wären sicher noch mehr Opfer zu beklagen.“

Myanmar und Russland waren die einzigen Staaten, die 2007 Antipersonenminen (APM) eingesetzt haben, hinzu kommen nicht-staatliche Akteure in mindestens 9 weiteren Ländern. Mittlerweile sind über 42 Mio. APM von den Vertragsstaaten zerstört worden. 13 von ehemals über 50 Ländern produzieren nach wie vor Antipersonenminen, wobei der Handel mit ihnen fast vollständig zum Erliegen gekommen ist.

Ingesamt konnten laut ICBL in 2007 mit Minen und Blindgängern kontaminierte Gebiete in der Größe von 534 Quadratkilometern geräumt werden. 15 von 26 Staaten, darunter u.a. Bosnien, Kroatien, Mozambique, der Tschad und Thailand, die laut Ottawa Konvention im Jahr 2009 minenfrei sein müssen, haben allerdings eine Verlängerung ihrer Frist beantragt, da sie diese Vorgabe nicht einhalten können. Dazu gehört auch Großbritannien, was für erhebliche Kritik sorgt, da in den zurückliegenden Jahren auf den Falkland-Inseln keinerlei Räumaktivitäten zu verzeichnen waren.

„Sorge bereitet uns auch, dass die Anzahl der Unfälle mit Minenräumern um fast 50% gestiegen ist“, beklagt Andrè Schwartz vom Solidaritätsdienst International.

Antifahrzeugminen, die völkerrechtlich nicht verboten sind, forderten laut Landmine Monitor in 2007 über 500 Opfer, besonders in afrikanischen Staaten. Die meisten Unfälle wurden jedoch durch Blindgänger verursacht, die in vielen Ländern als Folge des Einsatzes von Streumunition zurückbleiben. Am 3. und 4. Dezember 2008 wird in Oslo der Vertrag zum Verbot von Streumunition zur Unterschrift bereitliegen. Das Aktionsbündnis Landmine.de begrüßt, dass Deutschland den Vertrag unterzeichnen wird und fordert die Bundesregierung auf, die darin enthaltenen humanitären Verpflichtungen ernst zu nehmen.

Kontakt

Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:

  • Thomas Küchenmeister, Leiter Aktionsbündnis Landmine.de, 0175-4964082
  • Thomas Gebauer, Geschäftsführer Medico International, 069-94438-30
  • François De Keersmaeker, Geschäftsführer Handicap International Deutschland, 089- 547606-14

 

Veröffentlicht am 20. November 2008

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