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Flüchtlinge sind willkommen

Je mehr die Weltgemeinschaft die Augen verschließt, desto mehr kommt es auf Menschen wie die medico-Partner*innen vor Ort an.

„Flüchtlinge sind willkommen“ heißt es im nordsyrischen Rojava ebenso wie im Restaurant „Home for all“ auf der griechischen Insel Lesbos. Während Europa sich mit allen Mitteln abschottet und die Situation in Idlib ebenso wie an der griechisch-türkischen Grenze eskaliert, setzen die medico-Partner*innen in Syrien und Griechenland ihre Unterstützung für Flüchtlinge unbeirrt fort. Ob in einem Frauenzentrum mitten im umkämpften Idlib, in einem Flüchtlingslager des Kurdischen Roten Halbmonds in Rojava oder bei „Home for all“ auf Lesbos: Schutzsuchende werden mit offenen Armen empfangen und versorgt.

Mit ihrer Haltung und ihrem Einsatz für Menschen in Not beschämen die medico-Partner*innen die Friedensnobelpreisträgerin Europäische Union, die eher den Einsatz von Tränengas und Gewalt gegen Flüchtlinge und Migrant*innen an ihren Grenzen und die Aussetzung des Menschenrechts auf Asyl in Kauf nimmt, als auch nur einen Millimeter von ihrer gnadenlosen Abschottungspolitik Abstand zu nehmen.  

Während Mitarbeiter*innen internationaler Hilfsorganisationen, freiwillige Helfer*innen und Journalist*innen die griechischen Inseln aus Angst vor rechtsextremen Übergriffen verlassen haben, leisten medico-Partner*innen auf Lesbos weiter Unterstützung für Flüchtlinge. „Home for all“ versorgt schon seit 2014 Flüchtlinge mit Mahlzeiten und Notunterkünften. Angesichts des zunehmend feindlicher und bedrohlicher werdenden Umfelds und der Tatsache, dass die meisten Hilfsorganisationen deswegen ihre Arbeit eingestellt haben, ist ihre Arbeit nun noch einmal unverzichtbarer geworden und bedarf jetzt unserer solidarischen Unterstützung.

Je mehr die Weltgemeinschaft die Augen verschließt vor dem Leid und der zunehmenden Entrechtung von Flüchtlingen, desto mehr kommt es auf Menschen wie die medico-Partner*innen vor Ort an, die ihre Arbeit an der Seite der Flüchtlinge unbeirrt fortsetzen.
 

Moria, Lesbos: Selbstorganisierte Corona-Prävention

Geflüchtete im völlig überfüllten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos nehmen die Corona-Prävention selbst in die Hand. Über 20.0000 Menschen leben in dem Lager, das auf die Unterbringung von weniger als 3.000 Menschen ausgelegt ist. Die hygienischen Bedingungen sind desaströs. Die Menschen leben auf engstem Raum beieinander, Hunderte müssen sich eine Toilette teilen und es gibt kaum sauberes Wasser. Die Flüchtlinge haben weder die Möglichkeit, sich regelmäßig die Hände zu waschen noch können sie einander in den beengten Verhältnissen aus dem Weg gehen. Allein in der Schlange vor der Essensausgabe stehen die Menschen dichtgedrängt. Es fehlt an Seife und Desinfektionsmitteln. Außerdem leben im Lager viele alte und kranke Menschen, die besonders gefährdet sind.

Von EU und griechischer Regierung werden die Menschen allein gelassen und die meisten internationalen Helfer*innen sowie Journalist*innen haben die Insel verlassen. Seit Montagmorgen gilt in Griechenland eine Ausgangssperre und die Menschen dürfen das Lager nur noch unter strengsten Auflagen verlassen. In dieser Situation haben die medico-Partner von „Stand by me Lesvos“ begonnen, ein Moria Corona Awareness Team zu bilden, das die Menschen im Lager in verschiedenen Sprachen aufklärt, wie sie sich und andere vor dem Virus schützen können. Mit Megaphonen und Plakaten vermitteln sie Verhaltensregeln. In einem provisorischen Atelier sind andere dabei, Atemschutzmasken zu nähen, die dann im Lager verteilt werden – zum Schutz vor Übertragung, aber auch, um die Gefahr durch das Virus im Bewusstsein zu halten und daran zu erinnern, sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen.

Es gibt bereits Corona-Fälle auf der Insel, aber unter den Flüchtlingen ist noch keiner bekannt. Würde Corona im Lager ausbrechen, wäre eine rasante Verbreitung kaum zu verhindern. Angesichts der begrenzten Kapazitäten des lokalen Krankenhauses, das vorher schon überlastet war, ist die Arbeit von „Stand by me Lesvos“ ein Wettlauf gegen die Zeit.
 

Home for All: Nachbarschaftshilfe auf Lesbos

„Den Flüchtlingen eine Pause von den Strapazen des Lebens in den Lagern verschaffen und ein selbstgekochtes Essen, das mit Liebe und Sorgfalt serviert wird“, dieses Ziel hat sich das Ehepaar Katerina und Nikos Katsouris gesetzt. Seit 2014 unterstützen sie Geflüchtete auf Lesbos, und daran halten sie auch in der derzeitigen Ausnahmesituation fest. Der geplante Bau eines geschlossenen Lagers auf Lesbos, die einseitige Grenzöffnung durch Erdoğan, die rassistische Bedrohung für Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen sowie schließlich die Angst vor dem Corona-Virus haben die ohnehin angespannte Situation auf Lesbos in den letzten Wochen dramatisch verschärft. Lange Zeit hat das Ehepaar Katsouris in ihrem Restaurant für Geflüchtete ebenso wie für die lokale Bevölkerung und freiwillige Helfer*innen gekocht, und so einen Ort geschaffen, an dem alle sich treffen und willkommen fühlen konnten. Wie zu Hause sei es bei ihnen, haben viele Menschen zu Katerina und Nikos gesagt. So ist der Name entstanden: Home for all.

Nach den Ausschreitungen auf der Insel ab Ende Februar waren die beiden jedoch gezwungen, das Restaurant vorübergehend zu schließen. Ihre Arbeit haben sie deswegen aber nicht eingestellt: Weiterhin kochen sie für Geflüchtete und fahren Essen und andere Dinge des täglichen Bedarfs dorthin, wo sie gebraucht werden. Eine Arbeit, die noch einmal an Bedeutung gewonnen hat, seit viele Hilfsorganisationen ihre Arbeit aussetzen mussten und internationale Helfer*innen die Insel verlassen haben.

medico unterstützt die lokalen Helfer*innen bei ihrer anhaltenden Nothilfe für die Geflüchteten auf Lesbos genauso wie im Libanon, im syrischen Idlib und in der Autonomie-Region Rojava, im Niger, in Mali, Marokko, in Mexiko und in vielen anderen Regionen der Welt.

medico-Partner "Home for All" im Video von aj+:


Veröffentlicht am 16. März 2020

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