Philippinen

Die doppelte Klimaungerechtigkeit

Spendenaufruf für die Nothilfe nach Taifun "Rai".

Am Wochenende fegte der Taifun „Rai“ über die Philippinen. Seitdem sind ungefähr 684.000 Menschen auf der Flucht, über 200 Tote wurden bislang gezählt. Vielerorts ist die Infrastruktur zerstört, Städte sind verwüstet, mehrere Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Am stärksten betroffen ist der Süden des Landes, darunter die Inseln Bohol und Siargo, die Dinagat-Inseln und der Norden von Mindanao. Insgesamt sind 2,4 Millionen Menschen in 10 Regionen vom Taifun betroffen. Vom Ausfall der Stromversorgung ist auch die Impfkampagne der Philippinen betroffen: Nachdem zuletzt die Lieferungen in die Provinzen verstärkt worden waren, um schneller voranzukommen, können die Lager in den betroffenen Regionen nun nicht mehr gekühlt werden. Die Impfungen mussten ausgesetzt werden, Impfstoff droht zu verfallen.

Die langjährige medico-Partnerorganisation Samahang Operasyong Sagip (SOS) ist landesweit aktiv und versorgt betroffene Familien mit dem Nötigsten. SOS hat medico um Unterstützung gebeten. Sie erwarten von der autoritären Regierung wenig Hilfe in der Notsituation, die seit der Covid-19-Pandemie hoch verschuldet ist. Also nehmen sie es selber in die Hand und versorgen die obdachlos gewordenen Menschen mit Lebensmitteln, Wasser, Decken, Hygieneartikeln und Notunterkünften.

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Die Heftigkeit von Taifun „Rai“, vor Ort „Odette“ genannt, zeigt einmal mehr das Ausmaß der Klimakatastrophe, auf die wir zusteuern. Expert*innen führen die Stärke des Taifuns auf die Klimaveränderung zurück, seine Wucht gehe deutlich über das normale Maß der philippinischen Taifun-Saison hinaus.

Der Super-Taifun trifft die Philippinen in einer schwierigen Zeit: Die Folgen der Pandemie haben zu einem starken Anstieg der Staatsverschuldung geführt, die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Als Staatschef Rodrigo Duterte die betroffene Region besuchte, sagte er, die Regierung sei bankrott, er werde aber Geld sammeln, um den Opfern zu helfen. Die Menschen wissen um die prekäre Lage. Ein Anwohner sagte in die Kamera der BBC: „It is a time, where we need a government. Now it is about who has a good heart to help us“.

Eigentlich sind die Taifune am Ende der Saison relativ mild, doch die Wucht des Taifuns Rai war verheerend. Die Philippinen gehören zu den Ländern, die am wenigsten zur Klimakriese beigetragen haben und doch ist das Land mit seinen 880 bewohnten Inseln am frühesten und am stärksten betroffen. Dabei sind die Philippinen eines der wichtigsten Länder für die Strategie im Umgang mit der Klimakrise, zwar so weiterzumachen wie bisher, aber für das weitere ökonomische Wachstum mehr grüne Energie zu nutzen. Einer der Rohstoffe, die in der grünen Industrie benötigt werden, ist Kupfer, von dem es auf den Philippinen mehr als genug gibt.

„Wenn die globale Nachfrage steigt, wird ihr mit einer Politik begegnet, die mehr ausländische Investitionen zulässt. Die Bergbauindustrie der Philippinen dient aber weder unseren Bedürfnissen noch denen unserer Wirtschaft. Wenn es mehr Bergbaukonzessionen gibt, kommt es auch zu mehr Menschenrechtsverletzungen“, befürchtet Lia Alonzo, Geschäftsführerin des philippinischen Center for Environmental Concerns. Die Wucht der Taifune wird zunehmen, während das Land für und mit der grünen Wende als globaler Rohstofflieferant hinhalten muss. Eine doppelte Ungerechtigkeit.

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Samahang Operasyong Sagip (SOS) hat in den letzten Jahren immer wieder Nothilfe nach Taifunen im Inselstaat geleistet, auch mit medico-Unterstützung. Als landesweites Netzwerk setzt sich die Organisation zudem für den bestmöglichen Zugang zu Gesundheit für alle ein.  SOS stellt dabei insbesondere die politischen Forderungen der Betroffenen selbst in den Vordergrund, um die Armut zu überwinden und bei politischen Entscheidungsträgern Veränderungen von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen einzufordern.

Veröffentlicht am 22. Dezember 2021

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