Projektarbeit nicht nur in den palästinensischen Flüchtlingswelten

Zur Geschichte des medico-Engagements im Libanon

Die Arbeit von medico im Libanon begann 1982 mit Nothilfe im Bürgerkrieg nach dem großen israelischen Angriff "Operation Frieden für Galiläa". Diese erste medizinische Katastrophenhilfe für die überlebenden Opfer der Grausamkeiten in Sabra und Shatila ging bewusst über in eine mehrjährige Partnerschaft mit der progressiven libanesischen, nicht konfessionell gebundenen Hilfsorganisation AMEL. Neben der Verbesserung der Situation der palästinensischen Flüchtlinge, sollte die Hilfe ungeschmälert auch den libanesischen Opfern des Bürgerkrieges zugute kommen.

{lib5jpg class="links"} Eine Unterstützung, die versuchte, die Dynamik von abhängig machenden externen Hilfslieferungen zu überwinden und langfristig den Wiederaufbau und das Ende der gewalttätigen Fraktionierungen im Libanon zu fördern, auch wenn im Laufe der 80er Jahre und selbst noch in den 90ern nach Angriffen der israelischen Armee oftmals Nothilfe notwendig wurde. Exemplarisch für eine solche längerfristige Perspektive war der Aufbau eines Physiotherapiezentrums von AMEL während der Kriegsjahre, das bis heute zur Rehabilitation der vielen Bürgerkriegsopfer mit vorübergehenden oder bleibenden physischen Schäden dient.

In den 90er Jahren begann medico mit der Unterstützung kleiner palästinensischer Hilfsorganisationen, die eher am Rande oder ganz unabhängig von den traditionellen politischen Strömungen der PLO entstanden waren. Den palästinensischen Hilfswerken kommt für die Selbstorganisation der Flüchtlinge und im Kampf für deren soziale Rechte eine große Bedeutung zu. Mutig und wirkungsvoll setzen sie sich für die Flüchtlinge ein und bestehen darauf, dass das Recht auf Frieden nicht geteilt werden darf.

Alle palästinensischen medico-Partner im Libanon verstehen ihre Arbeit als politischen Beitrag zur Weiterentwicklung der eigenen Gesellschaft. Dabei müssen sie sich auch einer zunehmenden Islamisierung innerhalb der palästinensischen Flüchtlings-Community erwehren, die nicht zuletzt auch der Vernachlässigung der "Flüchtlingsfrage" in den "Oslo-Verträgen" geschuldet ist. Nicht wenige Palästinenser im Libanon fühlten sich durch Arafat und die offizielle PLO-Politik schlichtweg "vergessen". So konkurrieren beispielsweise die pädagogisch freieren Konzepte der laizistischen Kindergärten unserer Partner mit den stärker leistungsorientierten Einrichtungen der religiösen Organisationen. Unsere Partner widersetzten sich dem Anwachsen religiöser Strömungen und setzten weiterhin etwa auf gemischtgeschlechtlicher Kindererziehung, Jugendarbeit und Berufsausbildung.

medico fördert die Arbeit unserer Partner im Libanon mit jährlich ca. 40 – 50.000 Euro. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen.

Veröffentlicht am 30. November 2007

Jetzt spenden!