Naomi Campbell muss zu Blutdiamanten aussagen

Hintergrundinformationen zu Konfliktdiamanten, Kimberley-Prozess und dem internationalen Sondergericht für Sierra Leone

Anlässlich der Aussage des britischen Models Naomi Campbell zur Klage gegen den ehemaligen Kriegsherren und späteren Präsidenten Charles Taylors vor dem Sondergericht für Sierra Leone in Den Haag weist die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international darauf hin, dass Zehntausende Überlebende des sierra-leonischen Bürgerkrieges bis heute unter den körperlichen und psychischen Folgen des mit Konfliktdiamanten finanzierten Krieges leiden und bisher kaum Entschädigung enthalten haben.

medico international begrüßt die juristische Verfolgung von Charles Taylor und weiterer Kriegsverbrecher des sierra-leonischen Bürgerkrieges, kritisiert aber zugleich die auf Druck u.a. der UN vorschnell verfügte Generalamnestie für Hunderte weiterer Täterinnen und Täter, die bis heute ohne Anklage in Sierra Leone leben. Die tägliche Begegnung von Opfern und Tätern in den Dörfern und Städten stellt für die Überlebenden, eine schwere psychische Belastung dar. „Die Täter sind die Gewinner des Krieges und – durch Reintegrationsmaßnahmen – die Gewinner des Friedens. Die Opfer gingen leer aus“, kritisiert Anne Jung von medico international.

Rebellen und Regierungstruppen finanzierten den Bürgerkrieg aus dem Handel mit Konfliktdiamanten. Von diesem Handel profitierten auch die internationalen Diamantenfirmen, die mit den Kriegsführenden Geschäfte machten und ihnen den internationalen Markt öffneten.

Die Diamantenindustrie wurde von medico international und anderen Nichtregierungsorganisationen immer wieder aufgefordert, in einen Kriegsopfer-Fonds einzuzahlen, um gemeinsam mit der Regierung Hilfe für die Kriegsversehrten bereit zu stellen. Bisher ohne Erfolg.

Acht Jahre nach dem Ende des Krieges gibt es in Sierra Leone weiter Diamantenkonflikte. Sie finanzieren keinen Krieg, aber die teils sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen, die Zwangsvertreibungen und willkürliche Gewalt verhindern einen nachhaltigen Frieden im einstigen Bürgerkriegsland.

„Die Kombination aus extremer Ausbeutung, Straflosigkeit der Täter und mangelnder Versorgung der Opfer schafft schlimmstenfalls die Vorraussetzungen für einen Wiederausbruch des Konfliktes“, beschreibt Anne Jung die Lage in den Diamantenregionen und in Sierra Leone insgesamt.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Fact-sheet zu Konfliktdiamanten, Kimberley-Prozess und dem internationalen Sondergericht für Sierra Leone auf: www.medico.de/naomi

Kontakt

Für Nachfragen und Interviewwünsche:

  • Anne Jung, medico international: Tel. 069/9443827; Mobil 0179/1230719 oder jung@medico.de

 

Veröffentlicht am 04. August 2010

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