medico activ

Langfristige Strategien

Stiftung medico Zum ersten Mal seit der Gründung der Stiftung medico international tagten Mitte November Vorstand und Kuratorium der neuen Förderinstitution. Dem Kuratorium gehören unter anderem die Psychoanalytiker Margarete Mitscherlich-Nielsen, Paul Parin, der Architekt Diwi Dreysse und der Arzt Mathis Bromberger an. Das Treffen beschäftigte sich mit der Frage, worin die Aufgaben der Stiftung medico international bestehen. Das Stiftungskapital, darin war man sich einig, ist langfristig angelegt. Weil es der unmittelbaren Wirkung entzogen ist, entfaltet es seine Kraft erst auf Dauer, ermöglicht aber ein Engagement, für das ein langer Atem notwendig ist. Spenden dagegen greifen unmittelbar ein und zielen auf die Finanzierung von dringend gebotenen Projektunterstützungen. Spenden und Stiftungseinlagen schließen sich nicht aus, sondern ergänzen einander. Die Förderpolitik der Stiftung wird sich mit strategischen Fragen befassen. Dazu könnten z.B. weitere Konferenzen gehören, die sich mit Alternativen zu den gegenwärtigen Weltverhältnissen befassen. Das Stiftungssymposium „Solidarität statt Hilfe?“ hat bereits einen Anfang in diesem Sinne unternommen. Die Förderung von gesellschaftlichen Alternativen und internationalen Netzwerken erschien so als sinnvolles Zusammengehen mit der Arbeit des Vereins medico international. Weitere Informationen zur Stiftung medico international finden Sie unter: www.stiftung-medico.de oder rufen Sie Gudrun Kortas an, Tel. (069) 944 38-28.

Fragmentierte Gesundheit

Pressetermin Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Ramallah (Westbank) stellten das palästinensische gesundheitspolitische Institut HDIP (Health, Development, Information and Policy Institute) und medico international Mitte September eine Untersuchung zu den Auswirkungen der Mauer und Sperranlagen auf die Gesundheitssituation in der Westbank vor. 425.000 Menschen, 20 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Westbank, so die Autorin der Studie Joan Jubran, müssen eine zum Teil extrem eingeschränkte Gesundheitsversorgung in Kauf nehmen. Die Mauer, so Mustafa Barghouti, Direktor des Instituts, führe zu einer Zersplitterung des gesamten Gesundheitswesens. Die Studie, die von medico finanziert wurde, beschäftigt sich insbesondere mit der Gesundheitssituation in den 27 Enklaven, die von der israelischen Armee durch Mauern, Zäune oder Autobahnen gänzlich von der Westbank abgeschnitten sind und komplett durch Israel kontrolliert werden. Während der Pressekonferenz entstand eine lebhafte Diskussion über die Rolle der internationalen Geber, der internationalen Nichtregierungsorganisationen und palästinensischer Gesundheitsorganisationen. Die Gefahr, dass die Gesundheitspolitik unter diesen Bedingungen über die internationalen Geber eher bestimmt wird als über palästinensische Einrichtungen, wurde mehrfach beschrieben. Die Studie war so Anlass für die Akteure, Wege zur Verständigung und Absprache über eine kohärente Gesundheitsstrategie zu debattieren. Im Schatten der „Sperranlagen“ ist das allerdings kaum zu realisieren. Mehr Infos und Download der Studie.

Südafrika - Sierra Leone

Werkstattgespräch Der südafrikanische Versöhnungsprozess, der zum internationalen Vorbild für viele andere Nachkriegsländer genommen wurde, droht an der ungleichen Behandlung von Tätern und Opfern zu scheitern. Den Opfern, so berichtete Duma Khumalo von unserem südafrikanischen Projektpartner Khulumani, würden nur Minimalbeträge ausgezahlt. Duma Khumalo debattierte in der medico-Zentrale mit John Caulker von der Truth- and Reconciliation Working-Group aus Sierra Leone über die Perspektiven eines dauerhaften Versöhnungsprozesses. In Sierra Leone droht eine ähnliche Entwicklung, dort gaben sich nach Kriegsende 2002 einige Opfer als Täter aus, um in die Wiedereingliederungsprogramme aufgenommen zu werden. Einig waren sich beide medico-Partner darin, dass Wahrheitskommissionen die jeweilige Situation im Land auch wirklich berücksichtigen müssen. Sonst drohen sie zu einem Instrument zu verkommen, dass Versöhnung um jeden Preis einfordert. Die Nutznießer von Krieg und Gewalt, in den meisten Fällen europäische Firmen und Banken, sollen zur Verantwortung gezogen werden und sich an der Zahlung von Entschädigungen beteiligen. Das Gesprächsprotokoll des Werkstattgesprächs kann bei Anne Jung (jung@medico.de) bestellt werden.

Veröffentlicht am 19. August 2005

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