Alternative Energie in den Hebronhügeln

Die Israelische Organisation Comet-ME

Auf den Hügeln südlich von Hebron, ganz im Süden der Westbank, leben mehrere Tausende palästinensische Bauern und Hirten in Zelten, Hütten und Höhlen. Sie leben in bitterer Armut, zumal sie seit den frühen 80er Jahren von israelischen Siedlern be- und verdrängt werden. Inmitten einer atemberaubenden Wüstenlandschaft leben die Menschen von Um Al-Kheir eingezwängt zwischen der Siedlung und der Zugangsstraße zur Siedlung. Beide sind auf Um Al-Kheirs Land gebaut. Sie dürfen aber nichts bauen: Israelische Bulldozer reißen ihre ärmlichen Behausungen immer wieder ab. Die 180 Bewohner leben in Zelten zwischen dem Schütt. Ohne angemessenen Zugang zu Wasser. Der Anschluss an das in Blickweite entfernte Stromnetz, das die Siedlung seit ihrer Gründung mit Strom versorgt, verbieten die israelischen Behörden. Das Dorf befindet sich im C-Gebiet, und dort müssen die israelischen Behörden jede Infrastrukturmaßnahme genehmigen. Eine Genehmigung gibt es so gut wie nie. Dabei sind über 60% der Westbank als C-Gebiet deklariert. Der Zugang zur modernen Welt wird ihnen damit verweigert, jede Entwicklung unmöglich gemacht.

Noam Dotan und Elad Orian sind zwei jüdisch-israelische Aktivisten, die sich mit der israelischen Politik, die die Palästinenser aus den C-Gebieten in die dichtgedrängten und voneinander getrennten Enklaven um die palästinensischen Städte zu verdrängen versucht, nicht abfinden wollten. Sie kennen die Südhebronhügeln seit langem und wollten mehr tun als nur demonstrieren. Die beiden Physiker gründeten Comet-ME, um den palästinensischen Gemeinden auf den Südhebronhügeln mit Strom zu versorgen. Da feste Stromnetze verboten sind, kamen sie auf die Idee mit alternativen Energiequellen zu arbeiten. Nach einem Pilotprojekt mit alternativen Energien im Dorf Susya konnten Comet-ME und medico mithilfe des Deutschen Auswärtigen Amts, das sich stark für das Projekt engagierte und etwa 170.000€ zur Verfügung gestellt hatte, Ende 2009 mit einem großangelegten Projekt beginnen. Über das Projekt wurde bis jetzt, nach seiner erfolgreichen Beendigung, nicht berichtet, aus Furcht, die israelischen Behörden würden das Projekt verhindern.

In fünf Gemeinden wurden Wind- und Solaranlagen installiert. Diese haben die beiden Aktivisten aus Hunderten von Einzelteilen selber gebaut, um Geld zu sparen. Tage- und nächtelang tüftelten sie an für jede Gemeinde maßgeschneiderten Anlagen. In jedem Dorf installierten sie die Anlagen unter reger Beteiligung der gesamten Gemeinde. Wochenlang übernachteten sie in den Dörfern. Zu Hilfe kamen Studenten aus einer technischen Fachhochschule in Hebron, die gleichzeitig gelernt haben, wie Solar- und Windanlagen funktionieren und wie diese zu warten seien. Auch einige der Dorfbewohner wurden ausgebildet, damit sie künftig die Anlagen warten können.

Insgesamt mehr als 300 Menschen haben heute eine Basisstromversorgung: Es gibt auch abends Licht, Handys können aufgeladen werden, Kühlschränke ermöglichen längere Aufbewahrung von Lebensmitteln für den Eigenbedarf sowie für den Verkauf von Milchprodukten. Die Frauen der Dörfer müssen nicht mehr täglich zwei bis drei Stunden Schaffsmilch schlagen, um Schaffsbutter und Joghurt herzustellen.

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„Am Abend auf die Hügel zu schauen und zu sehen, wie die Lichter aufgehen, ist ein ganz besonderes Gefühl“, sagt Noam. „Das Projekt war aber mehr. Es hat das Leben der Menschen hier ungemein erleichtert, doch wir sollten uns keine Illusionen machen: Die Verdrängungsmechanismen der Besatzung werden ihr Leben und die Entwicklung ihrer Gemeinden weiter tangieren, aber das Licht in ihren Dörfern ist ein Zeichen für ihren Widerstand, der darin besteht, dass sie einfach bleiben und sich nicht verdrängen lassen. Und für unseren Widerstand, die Verdrängung nicht zu akzeptieren“.

Auch die innere Verfassung der Gemeinden hat sich verändert: Nach jahrelanger Zermürbung und Vernachlässigung haben sie kaum noch als Gemeinden existiert. Ohne kommunale Einrichtungen versuchte jede Familie zu überleben, sich nicht vom eigenen Stück Land verdrängen zu lassen. Kommunale Einrichtungen gibt es ja keine. Das Projekt bot ihnen die Möglichkeit, nicht nur sich selbst zu helfen, sondern wieder als eine Gemeinde zu agieren. Das Projekt könnte diese Entwicklung auch langfristig sichern. Solar- und Windanlagen sind nachhaltige, umweltschonende Energiequellen, doch sie sind pflegebedürftig. Alle Nutzer müssen deshalb für ihren Strom zahlen. Das Geld fließt in eine gemeinsame Kasse, mit deren Hilfe künftige Reparaturen gedeckt werden. Damit hat jede Gemeinde weiterhin ein Projekt, an dem sie gemeinsam arbeiten kann. Scheich Shu’eb aus Um Al-Kheir lächelt da breit: „Wir haben jetzt etwas, um dessen Erhalt wir gemeinsam kämpfen werden“.

Projektstichwort

medico fördert die Arbeit unserer Partner in Israel/Palästina mit jährlich ca. 150.000 Euro Spenden und zusätzlichen öffentlichen Mitteln. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen. Spenden Sie unter dem Stichwort: Israel-Palästina

 

Veröffentlicht am 03. Mai 2010

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