Liebe Leser:innen,
in der Zeit einer militärischen Eskalation schlägt die Stunde der Exekutive, der Verhärtung und verengter Diskursräume. Auch die angesichts des Grauens von Butscha vielleicht verständlichen, aber politisch und historisch zweifelhaften Superlative, mit denen zum Beispiel von einem "Vernichtungskrieg im Osten" (Die Zeit) gesprochen wird, tragen dazu bei. Gerade in solch einer Situation begreifen wir es bei aller Klarheit in der Positionierung als unsere Aufgabe, Perspektiven zu öffnen und Zwischentöne stark zu machen. "Sich nicht uniformieren lassen", nennt das Katja Maurer in ihrem programmatischen Auftakt zum Ukraine-Schwerpunkt des aktuellen medico-Rundschreibens. Zum Beispiel: In den westlichen Ländern herrschte großes Unverständnis über die Enthaltung diverser Länder des Globalen Südens bei der Verurteilung des russischen Angriffskrieges in der UN-Vollversammlung. Eine Beziehung zur europäischen Absage an jegliche Impfstoffgerechtigkeit wird nicht hergestellt. Dabei ist insbesondere die deutsche Position ein Schlag ins Gesicht vieler Gesellschaften, die auf praktische Solidarität (und nicht nur rhetorische) angewiesen wären. Zur gegenseitigen Abhängigkeit bei der Pandemie-Eindämmung in Israel und Palästina schreibt medico-Büroleiter Chris Whirman aus Ramallah. Auch angesichts der beeindruckenden Welle der Hilfsbereitschaft mit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine geht es uns um die Leerstellen. Über die Situation der Rom:nja, die auf der Flucht Diskriminierung und Rassismus erfahren, haben wir mit der Wissenschaftlerin und Rom:nja-Aktivistin Joanna Talewicz-Kwiatkowska gesprochen. In einem weiteren Beitrag beleuchten wir die herkunfs-übergreifende Selbsthilfe Geflüchteter in Deutschland und ihre Hilfe für People of Colour auf der Flucht vor dem Krieg. Im letzten Newsletter haben wir vom hoffnungsvollen Aufbruch in Chile berichtet, dieses Mal beleuchten wir die Hintergründe der Massenproteste gegen das autoritäre Regime in Sri Lanka. Massenbewegung, Revolte, Revolution – warum Solidarität bei aller Parteinahme kritisch bleiben muss, verdeutlicht ein Interview über die Entwicklung Nicaraguas mit Dieter Müller, der medico nach Jahrzehnten in Richtung Mexiko verlässt. Beste Grüße Moritz Krawinkel PS: Verbinden Sie sich mit medico international! |