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das Jahr 2021 markiert eine Zäsur, so wie 2001 eine Zäsur war. Vor zwanzig Jahren begann mit dem Einmarsch in Afghanistan der "Krieg gegen den Terror". Nach dem Ende der Blockkonfrontation und in Reaktion auf die islamistischen Anschläge vom 11. September sollten nun endlich Menschenrecht, Demokratie und Kapitalismus zueinander finden, so die Ideologie. Stattdessen forderten die folgenden Kriege Hunderttausende Tote. Statt der versprochenen Stabilität brachten sie mehr Chaos und Elend. Und eben darin endet es nun: Mit der Rückkehr des Gewaltregimes der Taliban in Afghanistan, mit Assad in Syrien, anhaltenden Kriegen in Libyen und in der Sahelregion und mit zerfallenden Staaten wie im Libanon. Eine Zwischenbilanz zieht Thomas Rudhof-Seibert in seinem Beitrag. Noch immer gehen mutige Afghan:innen gegen die Taliban auf die Straße. Vielen bleibt jedoch nur die Flucht auf der Suche nach Leben und einem Auskommen. Das maßlose Versagen bei der Evakuierung reiht sich ein in die Abschottung Europas gegenüber schutzbedürftigen Menschen, sei es in Lagern wie auf Lesbos oder durch Deals mit autoritären Regimen, die für Europa Grenzen sichern. Diese Rolle werden wohl bald auch die Taliban haben. Die Angst davor sitzt auch unter afghanischen Geflüchteten auf Lesbos tief, wie ein Gespräch im Flüchtlingslager auf Lesbos offenbart. Die meisten Mitarbeiter:innen unserer afghanischen Partnerorganisationen und ihre Angehörigen sitzen derzeit in der gefährlichen pakistanischen Region Belutschistan fest, unter prekärsten Bedingungen. Bis hierher haben sie es geschafft, aber wie es weitergeht, ist insbesondere durch die Steine, die die Bundesregierung in ihren Fluchtweg legt, unklar. Im schlimmsten Fall droht die Abschiebung zurück nach Afghanistan. Die erste Folge unseres neuen Podcasts umkreist die dramatische Situation im Land, von 2001 bis heute. Wir unterstützen die Versorgung unserer Partner:innen mit Lebensmitteln und versuchen, ihre sichere Ausreise zu organisieren. In welcher Form die Arbeit in Afghanistan selbst zukünftig weitergehen kann, vermögen wir noch nicht zu sagen. Dennoch bitten wir Sie um eine Spende! Denn wir werden unseren Partner:innen auch in Zukunft zur Seite stehen und sie nach Kräften unterstützen. Dazu gehört auch unser Einsatz für das Recht der Afghan:innen hierzulande, zu kommen und zu bleiben. Beste Grüße Moritz Krawinkel |