Liebe Leser:innen,
einer neuen Studie der Johns Hopkins Universität zufolge hat der totale Lockdown während der ersten Corona-Welle in Europa und den USA so gut wie keine Leben gerettet. Aufgrund der hohen ökonomischen und sozialen Kosten müssten Lockdowns zur Pandemie-Eindämmung abgelehnt werden, so die Wissenschaftler. Damit scheinen sie eine Argumentation von Karl-Heinz Roth in seinem neuen Buch "Blinde Passagiere" zu bestätigen, derzufolge ein Großteil der Lockdown-Maßnahmen falsch waren – und vor allem dem Zweck dienten, eine Handlungsfähigkeit zu suggerieren, die von der Frage der Ausstattung der Gesundheitssysteme ablenkte. Für die neue Folge unseres Podcasts haben wir ausführlich mit ihm gesprochen. Heute vor einem Jahr wurde unser Freund und Partner Lokman Slim im Süden des Libanon ermordet. Die Ermittlungen verlaufen bislang ergebnislos. Kein Einzelfall. Ein Appell aus der libanesischen Zivilgesellschaft fordert ein Ende der Straflosigkeit. In Libyen wurde ein Protestcamp von Geflüchteten vor dem UNHCR gewaltsam geräumt. Jean Ziegler, Carola Rackete und Milo Rau appellieren mit medico an Bundesregeriung und EU, die Menschen nicht ihren Peinigern zu überlassen. Währenddessen berichtet unsere polnische Partnerorganisation Grupa Granica über die anhaltende humanitäre und politische Krise in der Grenzregion zu Belarus. Nordostsyrien wurde von einem großangelegten Angriff des IS erschüttert, bei dem tausende inhaftierte IS-Kämpfer befreit werden sollten. Über 100 Zivilist:innen, Gefängnisangestellte und Sicherheitskräfte starben. Warum dieser Angriff nicht überraschend kam und warum der Selbstverwaltung in der Region endlich zugehört werden muss, beschreibt Anita Starosta. Ein gutes Signal ging vor zwei Wochen von Koblenz aus, wo ein früherer syrischer Geheimdienstmitarbeiter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Ein Urteil mit Signalwirkung, berichtete Till Küster vom letzten Prozesstag, in mehreren Ländern beginnen weitere Prozesse gegen Schergen des Assad-Regimes. Derweil setzen sich unsere Partner:innen von den Youth Advocates for Climate Action Philippines mit den Folgen des verheerenden Taifuns auseinander, der Ende letzten Jahres über das Land fegte. Diejenigen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, werden immer ärmer und anfälliger für ihre Auswirkungen, während die Reichen die Katastrophe ausnutzen, um weiter Profit zu machen, folgern sie. Beste Grüße Moritz Krawinkel PS: Unterstützen Sie medico langfristig! Mit einer Fördermitgliedschaft ermöglichen Sie es uns, langfristige und nachhaltige Projektpartnerschaften einzugehen und unterstützen unsere unabhängige Öffentlichkeitsarbeit. Übrigens: Sie können eine Fördermitgliedschaft auch verschenken. |