Alles eine Frage der Optik. Man kann die Renaissance des Nationalismus und die rechte Wutkonjunktur ja auch als Zeichen sehen, dass die Moderne und die Menschenrechte so siegreich sind, dass es auch die letzten Deppen merken. Und trotz Trump, Klimawandel und Ozeanverschmutzung gehen bekanntlich nicht alle Entwicklungen in die falsche Richtung. Daran anzuknüpfen und nach den Faktoren zu suchen, warum vieles im Laufe der letzten Jahrzehnte besser wurde und was man folglich noch besser machen kann, ist die eine Aufgabe. Die andere, längst überfällige Aufgabe ist, das gesellschaftliche Naturverhältnis so zu modernisieren, dass Lebenssicherheit nicht mehr nur um den Preis von Naturzerstörung zu haben ist. Exakt dies, die Entwicklung einer neuen, naturbefriedeten Wirtschaft hat die Moderne noch vor sich, und wer sagt, dass das nicht möglich wäre?
Harald Welzer: Alles könnte anders sein - Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen, Fischer, Frankfurt 2019
Die Veranstaltungsreihe „Der utopische Raum“ der stiftung medico international spürt auf monatlichen Abendveranstaltungen Ideen nach, die mit Blick auf den erreichten Globalisierungsgrad notwendig auch global gedacht und entfaltet werden müssen. Es geht auch anders! – Der utopische Raum im globalen Frankfurt. Inspirationen für emanzipatorisches Denken und Handeln.
Kooperationspartner: Institut für Sozialforschung und Frankfurter Rundschau