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Trauma und Politik

Psychosoziale Arbeit: Gut besuchte Fachtagung im Haus am Dom

Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verzeichnete die von medico international, dem Zentrum für Traumapädagogik (Hanau) und der katholischen Rabanus-Akademie veranstaltete Fachtagung „Trauma und Politik“ im Januar 2013. Die Tagung beschäftigte sich weniger mit Methoden von Trauma-Bewältigung, sondern viel mehr mit den politischen Bedingungen, unter denen heute Trauma-Arbeit in Deutschland sowie im Rahmen internationaler Hilfen stattfindet. Im Plenum und in den Arbeitsgruppen ging es in Vorträgen und an praktischen Beispielen darum, Ziele und Bedingungen einer Trauma-Arbeit zu definieren, die die Emanzipation belasteter Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt. Die Grenzen des professionellen Handelns und die Chance im Handeln der Betroffenen selbst, machte Ariane Brenssell in ihrem Auftaktvortrag deutlich. Am Ende ließ sie eine Vertreterin der in Berlin demonstrierenden Migranten zu Wort kommen, die sich gegen die bürokratisch grausamen Auflagen für Asylbewerber zur Wehr setzen. Die Kraft und das Selbstbewusstsein, mit der die junge Frau sprach, machte deutlich: Der Akt des Protests gegen die Entwürdigung ist ein Schritt zur Emanzipation und Befreiung von den traumatischen Erfahrungen, den keine noch so kluge Methode ersetzen kann. Die Dokumentation der Tagung mit Beiträgen von Dr. Ariane Brenssell, Wilma Weiß, Usche Merk, Sabine Lübben und anderen finden Sie unter: www.medico.de/trauma

 

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Schweigeminute für die Näherinnen

Krankheit und Weltmarkt: medico-Panels bei Armut und Gesundheit

Als der pakistanische Gewerkschafter Nasir Mansoor seinen Beitrag mit einer Schweigeminute für die pakistanischen Näherinnen begann, die bei einem Brand in einer Textilfabrik ums Leben kamen, wurde uns Zuhörerinnen und Zuhörern bewusst, dass wir die ganze Zeit über Menschen, Individuen, Einzelschicksale mit Namen, Adressen und Angehörigen sprechen. Bei den diesjährigen medico-Panels des alljährlich stattfindenden Kongresses „Armut und Gesundheit“ im März in Berlin war es manchmal einfacher, sich die erschütternden Tatsachen nicht als menschliche Schicksale vorzustellen. Im Vortrag von Thilo Bode (Foodwatch), der über die weltweite Hungerkrise sprach, oder von Anne Jung (medico international), die die unaussprechbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen rund um die Minen in Sierra Leone und Niger beschrieb, wurden die strukturellen Ursachen von Krankheit deutlich. Auch darum ging es: Wie man sie nicht nur benennt, sondern auch in ihrer Macht einschränkt. Ein Beispiel lieferte Sandra Quintela aus Brasilien, die der lokalen Bevölkerung in den Auseinandersetzungen um die Umweltverschmutzung des Stahlwerkes TKCSA (u.a. ThyssenKrupp) beisteht. Entschädigungen für die Anwohner wird es vielleicht nicht geben, aber billiges Produzieren auf Kosten von Umweltstandards und der Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner wird sogar für den deutschen Großkonzern teuer. Das Werk ist ökonomisch ein Desaster; Aufsichtsratsvorsitzender Cromme war zum Rücktritt gezwungen. Lokale und internationale Öffentlichkeit hat zu dem skandalösen Fall hat ihren Beitrag geleistet.

Ausführliche Informationen und Videodokumentation von den medico-Panels bei Armut und Gesundheit finden Sie unter: www.medico.de/armutundgesundheit

 

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Für das Recht, nein zu sagen

medico bei Blockupy 2013

Im Mai letzten Jahres verwandelten Staat und Polizei die Stadt Frankfurt in eine demokratiefreie Zone, um die europaweite Protestwelle gegen das Spardiktat der Troika aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds zu stoppen. Absperrgitter und Checkpoints dominierten das Stadtbild. Es war gerade jener Ausnahmezustand, der Protestierende aus ganz Europa und die Stadtgesellschaft der Finanzmetropole zusammenbrachte und in einer der größten und vielfältigsten Demos der letzten Jahre mündete.

medico international unterstützt auch in diesem Jahr die Blockupy Aktionstage gegen die Sparpolitik und den Privatisierungsdruck, die unter dem Motto „Widerstand im Herzen des europäischen Krisenregimes“ am 31. Mai und 1. Juni 2013 in Frankfurt stattfinden. Politisch und praktisch. Mit Veranstaltungen u.a. zu den dramatischen gesundheitlichen Folgen der Sparpolitik in Griechenland und Beispielen von Selbstorganisierung. Sowie mit dem Bereitstellen von Dixie-Toiletten für die Protestierenden des Widerstandscamps. In Ausnahmezeiten sind die essentiellen Dinge der größte Ausdruck von Solidarität.

Veröffentlicht am 27. März 2013

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