25. – 27. Mai 2018 Internationale Tagung

Emanzipation

Haus der Kulturen der Welt, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin

 

Das Material, das im Laufe der Konferenz entstanden ist, können Sie in den nächsten Wochen hier gesammelt finden!

 

Die dreitägige Tagung wird von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin in Kooperation mit medico international organisiert. Fünfzig Jahre nach dem Mai 68 fragt sie, was Emanzipation damals hieß und was sie heute und morgen für uns bedeuten kann. Auf den drei Plenarveranstaltungen und zwölf Kolloquien der Tagung kommen Sozialwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen aus der ganzen Welt zusammen, u.v.a. Seyla Benhabib, Wendy Brown, Didier Eribon, Rahel Jaeggi und Christoph Menke. Wir bieten drei Kolloquien an.

Globale res publica – die medico-Kolloquien auf der Tagung

Der Mai 68 war ein globales Ereignis, kein bloß europäisches oder nordamerikanisches. Deshalb beginnt die Epoche des Mai auch schon in den 1950er Jahren, mit den Revolutionen in Kuba und Algerien, deshalb verdichtet sie sich im Krieg in Vietnam. medico international ist selbst ein Kind dieser Zeit und den eigenen Anfängen bei allen Brüchen treu geblieben. Sich auf den damals erhobenen Emanzipationsanspruch zu beziehen, ihn erneuern zu wollen, kann heute nur noch in globaler Dimension gelingen. Der Anspruch auf Emanzipation muss sich dann aber auch den Verwüstungen der Globalisierung stellen, muss Erfahrungen nicht mehr abzuwendender, weil bereits eingetretener Katastrophen standhalten. Vor allem anderen gilt es heute, sich aus der „Politik der Feindschaft“ (Achille Mbembe) zu lösen, mit der die herrschende Weltordnung ihre allseitige Krise wieder in den Griff bekommen will. Das verweist den Anspruch auf Emanzipation auf die ersten Bedingungen seiner Einlösung: Solidarität, Öffentlichkeit und den Mut, selbst zu denken.


Samstag, 26. Mai, 09.30 - 11.30 Uhr Kolloqium 1:

Emanzipation aus der Katastrophe

Sich in Verhältnissen extremer Armut und Missachtung behaupten zu müssen schließt vielerorts ein, sich zugleich Verhältnissen entgrenzter Gewalt erwehren zu müssen. Politisches Handeln kann da zunächst auf kaum mehr als auf eine Rechtsordnung hoffen, die zwar Gewalt einhegt, asymmetrische Macht- und Ausbeutungsverhältnisse aber nicht in Frage stellt. Was aber heißt es, sich in solchen und von solchen Verhältnissen emanzipieren zu wollen, also einem Anspruch zu folgen, der mehr als nur ein „rule of law“ will? Welche Rolle kommt dabei der Verbindung zwischen der Politik und dem Alltagsleben, der Politik und der Kunst, der Politik und der kritischen Theorie zu? Welche Rolle der Gewalt der Unterdrückten und Ausgegrenzten, in ihrem Unterschied zu der des Rechts wie des Unrechts?

Vera Malaguti (Soziologin und kritische Kriminologin, Rio de Janeiro/Brasilien). Hadi Marifat (Friedens- und Konfliktforscher, Direktor der Afghanistan Human Rights and Democracy Organization, Kabul/Afghanistan). Abu Brima (Friedens- und Konfliktforscher, Direktor des Networkmovement for Justice and Development, Freetown/Sierra Leone) wurde kein Visum erteilt, er kann nicht teilnehmen. Moderation: Thomas Seibert (Philosoph, medico international)

Samstag, 26. Mai, 15.30 - 17.30 Uhr Kolloquium 2:

Solidarität in der Katastrophe

Die Katastrophen der Globalisierung setzen die Verwüstungen fort, die mit der kolonialen Durchdringung der Welt begonnen haben. Weil Europa deren Ausgangsort war und bis heute blieb, sind sie die andere Seite der westlichen Moderne. Zu ihr gehört die systematische Verdrängung des Wissens um diese Geschichte und ihre Verfestigung in hegemonialen Lebensweisen. Sie zehren die subjektiven und sozialen Ressourcen eines anderen, eines solidarischen Weltverhältnisses auf und fördern spezifische Politiken der Feindschaft: „Externalisierungs-“ und „Nekropolitiken“, in denen entschieden wird, wer leben darf und wer dem Tod ausgesetzt wird. Sie kommen in den Anti-Terror-Kriegen und in den Grenzregimes auf ihren Punkt. Bestimmen sie zunehmend staatliches Handeln, könnten Städte zu den Orten werden, in denen die stete Begegnung und das Zusammenleben von Fremden die Möglichkeit einer Wende offen hält.

Achille Mbembe (Historiker und Philosoph, Universität Witwatersrand, Johannisburg/Südafrika) kann aus privaten Gründen leider nicht teilnehmen.Stephan Lessenich (Soziologe, Universität München/Deutschland). Gesine Schwan (Politologin, Präsidentin der Humboldt-Viadrina Governance Platform, Berlin/Deutschland). Moderation: Ramona Lenz (Kulturanthropologin, medico international)

Sonntag, 27. Mai, 10.00 - 12.00 Uhr Kolloquium 3:

Globale res publica?

Die Verwüstung der Welt muss nicht mehr öffentlich gemacht werden, weil sie in aller Offenheit geschieht und diese Offenheit eine Weise ihrer Verdrängung geworden ist. Dringend notwendige Dialektik der Aufklärung könnte deshalb in einer ganz anderen Öffentlichkeit liegen, der eines Globalen Dritten Standes, einer res publica globaler sozialer Netzwerke. Auch für sie wären Verbindungen der Politik und der Kunst wie Verbindungen von Politik und Alltagsleben wesentliche Ressourcen. Gerade als Öffentlichkeit möglicher solidarischer Weltverhältnisse hängt sie dann aber an der ersten Bedingung aller Aufklärung, am Mut, sich frei seines eigenen Verstandes zu bedienen. Das führt auf den Anspruch auf Emanzipation zurück, der sich heute in Erfahrungen bereits eingetretener Katastrophen bewähren muss.

Milo Rau/Eva Maria Bertschy (Regisseur/Dramaturgin, International Institute of Political Murder, Köln/Deutschland). Harald Welzer (Soziologe und Sozialpsychologe, Stiftung Futur Zwei, Berlin/Deutschland). Christin Lüttich (Politikwissenschaftlerin, Adopt a Revolution, Berlin/ Deutschland). Moderation: Katja Maurer (Journalistin, medico international)


Informationen

Die Internationale Tagung beginnt am Freitag, den 25. Mai 2018 um 17.00 Uhr mit einer großen Plenarveranstaltung „Was ist Emanzipation?“
Ort
: Haus der Kulturen der Welt (HKW),
John-Foster-Dulles- Allee 10, 10557 Berlin

Alle andere Plena und Kolloquien finden in der Technischen Universität Berlin statt.
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Zeit: Samstag, 26. Mai, 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr, Sonntag, 27. Mai, 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch, die Plena und die medico-Kolloquien werden übersetzt.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Das vollständige Programm der Tagung finden Sie unter www.criticaltheoryinberlin.de/emanzipation/


medico feiert in Berlin

Im Anschluss an die Konferenz laden wir zum Festakt in die Urania. Hier gibt es die Infos und Anmeldung dazu.